Flohmärkte sind in, ökologisch Denken ist es auch, und lässig auszusehen sowieso. In Therwil lässt sich dieses Lebensgefühl einen Nachmittag lang erleben. Am 12. April ist «Walk In Closet», Kleiderbörse mit ökologischem Anstrich.
Die Idee hinter «Walk In Closet» ist so simpel wie erfolgreich: Die Leute bringen ihre alten Kleider, die sie nicht mehr wollen, und tauschen sie gegen Stücke, die jemand anderes mitgebracht hat. Seit 2011 finden «Walk In Closets» in der ganzen Schweiz statt, nun auch erstmals in Therwil am 12. April.
Initiatorin Jennifer Perez kam auf die Idee, als sie mit Freundinnen über eine Projektarbeit für ihr Studium in Sozialer Arbeit grübelte. «Plötzlich bemerkten wir, dass jede von uns eine Menge Kleidungsstücke besitzt, die sie noch nie angezogen hat. Diese in einer Börse auszutauschen schien uns als Projektidee ideal», sagt die Baslerin.
Zusammen mit infoclick.ch, der Kinder- und Jugendförderung Schweiz, stellte Perez den «Walk In Closet» 2011 erstmals auf die Beine. «Wir befürchteten zuerst, dass die Leute Tauschbörsen muffig finden», sagt Perez, «also organisierten wir einen Nähtisch, an dem man seine Kleidungsstücke mit professioneller Hilfe aufmotzen kann.» Dies tat bis jetzt eine erfahrene Schneiderin, in Therwil setzen sich erstmals auch Schülerinnen der örtlichen 6. Klasse an die Nähmaschinen.
Spass statt Moralkeule
Diese Idee kam von den Schülerinnen selber, die Perez von der Jugendarbeit kennt. «Ich war überrascht, dass 12-jährige Mädchen so initiativ sind. Sie organisierten praktisch den ganzen Nähtisch selber», sagt Perez. Dass das ankommt, davon ist sie überzeugt. «Bereits das erste ‹Walk In Closets› in der Halle des Unternehmens Mitte zog viele Leute jeglichen Alters an, es war ein Riesenerfolg.»
Die Jugendarbeiterin erhielt für ihr Projekt den Student Award 2012 und führt es seither weiter. Sie erklärt sich die positive Resonanz des Kleidertauschens damit, dass es Spass mit Sinnvollem verbindet. Denn während Teilnehmer beim Umtausch umsonst neue Kleider finden, bemerken sie, dass andere sich über die Kleider freuen, die sie weggeworfen hätten. Die Kleider, die liegen bleiben, gibt Perez an Hilfsorganisationen und Heime für Asylsuchende weiter. So wird am Schluss jedes Stück wieder genutzt.
Diese Konsumhaltung unterstützt auch Martina Patscheider vom Stadtführungs- und Sensibilisierungsprojekt konsumGlobal. Für sie leistet «Walk In Closet» wertvolle Sensibilisierungsarbeit. «An den Events des ‹Walk In Closet› lernen Jugendliche, dass es Freude bereitet, nachhaltig zu konsumieren. Wir werden in Therwil die Leute über den ökologischen Fussabdruck, den ihre Kleider hinterlassen, informieren.» Laut Patscheider legt eine Jeans während ihrer Produktion einen Weg zurück, der beinahe ein Mal um die Erde reicht. «Die Baumwollproduktion benötigt Unmengen von Wasser und verseucht die Böden mit Pestiziden. Die meisten wissen gar nicht, was dahinter steckt, wenn sie Billigkleider kaufen und nach einer Saison wieder wegwerfen», sagt Patscheider.
Unikate sind toller
Perez sagt, ihr machen billige Massenprodukte auf die Dauer keine Freude. «Es fühlt sich einfach nicht speziell an, Wegwerfwaren in verschwenderischer Menge zu besitzen, man baut zu ihnen keine Beziehung auf», sagt Perez. An «Walk In Closets» gehe es deshalb nicht darum, möglichst viele Kleider mitzunehmen, sondern darum, das eine Unikat zu finden, das einem perfekt stehe. «Einige meiner Freundinnen haben dort ihre Lieblingsstücke gefunden.»
Ihr selbst geht es nicht anders: Seit sie das Projekt gestartet hat, ist der Kleiderschrank von Perez nicht mehr zum Bersten voll. Dafür hat sie nur noch Klamotten, zu denen sie wirklich einen Bezug hat.
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Der nächste «Walk In Closet» findet am 12. April in der Mehrzweckhalle in Therwil statt. Kleider vorbeibringen kann jeder, für jedes Stück, dass man bringt, kann man sich ein anderes aussuchen. Die Teilnahme ist kostenlos. Mehr Infos unter: www.infoclick.ch/walkincloset