An den heute beginnenden Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften in Helsinki ist die Schweiz durch Stéphane Walker, Yasmine Kimiko Yamada sowie die Paarläufer Ioulia Chtchetinina/Noah Scherer vertreten.
In der finnischen Hauptstadt geht es nicht nur um Medaillen, es werden auch die meisten Quotenplätze für die Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang vergeben. Bei den Männern und den Frauen sind es 24 von 30, bei den Paaren 16 von 20 sowie im Eistanz 19 von 24.
Die grösste Chance der Schweizer auf einen Quotenplatz besitzt Walker. Der 26-jährige Walliser nimmt zum dritten Mal an Weltmeisterschaften teil. Bei seinem Debüt 2014 qualifizierte er sich für die Kür der besten 24 und wurde 23. Walker hat im Kurzprogramm an der Choreografie sowie der Interpretation gefeilt und die Pirouetten etwas verschönert. Schliesslich könnte es auf jeden Punkt ankommen.
An den Europameisterschaften im Januar in Ostrava belegte der vierfache Schweizer Meister den 17. Rang. Zuletzt überzeugte er bei einem Wettkampf in Innsbruck mit dem 4. Platz. Dort gelangen ihm in der Kür beinahe zwei Dreifach-Axel – der zweite war unterrotiert. Einen Vierfach-Sprung hat er noch nicht in seinen Programmen, allerdings arbeitet er im Training am Vierfach-Toeloop. «Ich möchte ich selbst sein und ausdrücken, was mich bewegt und in mir ist», sagte Walker.
Bei Yamada wäre es eine Überraschung, würde sie sich für die Kür qualifizieren. Die 19-jährige Zürcherin müsste im ersten Wettkampfteil 13 Läuferinnen hinter sich lassen. Vor einem Jahr erreichte sie bei ihrem WM-Debüt den 34. Rang. An der diesjährigen EM verpasste sie die Kür als 27. um 3,65 Punkte, wobei ihr die ersten beiden Sprungelemente missglückten. «Wir haben viel trainiert und mehr Schritte eingefügt», erklärte Yamada. «Mein Ziel ist, meine Leistung wie im Training abzurufen.»
Wie Yamada bestreiten auch die Paarläufer Chtchetinina/Scherer am Mittwoch den ersten Wettkampfteil. Dem seit 2015 zusammen laufenden Duo fehlten an der EM lediglich 0,41 Punkte zur Kür der Top 16. Allerdings ist die Konkurrenz an Weltmeisterschaften deutlich grösser. Chtchetinina/Scherer haben im Kurzprogramm den Wurfsalchow durch den schwierigeren Wurflutz ersetzt. «Die grössten Fortschritte haben wir im Laufstil und im gemeinsamen Laufen als Paar gemacht», so Chtchetinina. Die beiden wollen nun nicht mehr als zwei Einzelläufer, sondern als Paar auf dem Eis wahrgenommen werden.
Fernandez zum Dritten?
Bei den Männern strebt Javier Fernandez den dritten WM-Titel in Serie an. Was die persönliche Bestleistung in dieser Saison betrifft, ist der Spanier mit 294,84 Punkten allerdings lediglich die Nummer 3. Den besten Wert schaffte Nathan Chen (307,46). Der Amerikaner stand im Februar beim Sieg an den Vierkontinente-Meisterschaften in der Kür sagenhafte fünf Vierfach-Sprünge – zweimal den Toeloop sowie je einmal den Lutz, den Flip und den Salchow. Dazu kamen zwei dreifache Axel. Das zeigt, wie enorm sich der Eiskunstlauf bei den Männern entwickelt hat. Zum Vergleich: Stéphane Lambiel zeigte bei seinem WM-Titel 2006 zwei Vierfach-Toeloops und keinen Dreifach-Axel. Ein heisser Kandidat auf WM-Gold ist auch der japanische Olympiasieger Yuzuru Hanyu, der mit 330,43 Punkten den «Weltrekord» hält.
Bei den Frauen ist die russische Titelverteidigerin Jewgenia Medwedewa die Topfavoritin. Die 17-Jährige realisierte an den Europameisterschaften die höchste je erzielte Punktzahl (229,71) bei den Frauen. Im Eistanz wollen die Kanadier Tessa Virtue/Scott Moir den dritten WM-Titel in Folge des französischen Duos Gabriella Papadakis/Guillaume Cizeron verhindern. Die Olympiasieger von 2010 und zweifachen Weltmeister (2010 und 2012) gaben ein eindrückliches Comeback, nachdem sie zwei Saisons pausiert hatten. Virtue/Moir siegten unter anderem beim Grand-Prix-Final und an den Vierkontinente-Meisterschaften. Spannend präsentiert sich die Ausgangslage im Paarlauf, in dem vier Teams von der Goldmedaille träumen können.