Der Walliser Schriftsteller und Übersetzer Pierre Imhasly ist tot. Er starb am letzten Samstag im Alter von 77 Jahren in Visp. Dies teilte seine Familie am Montag in einer Todesanzeige mit.
Die 1996 veröffentlichte Liebesgeschichte «Rhone Saga» ist Pierre Imhaslys wichtigstes Buch geblieben. Zwölf Jahre lang hat er daran geschrieben. Die Rhone bildet darin eine Lebensader zwischen dem alpinen Gletsch und dem provenzalischen Nîmes. Das Epos zeichnet sich nicht nur durch narrative Geschlossenheit aus, sondern ufert poetologisch und atmosphärisch in alle Richtungen aus.
Die «Rhone Saga» dokumentiert auch Imhaslys schriftstellerische Vielfalt. Sie setzt sich zusammen aus Gedicht, Dialog und Prosa, aus lyrischer Eindringlichkeit und sachlicher Beschreibung, aus Bildern und Klängen. Mit Brüchen und Neuanfängen will sie eher Lesebuch denn geschlossene Erzählung sein. Imhasly beleuchtet darin alpine und mediterrane Kultur als elementare Landschaft, deren Geheimnis sich in den archaischen Bräuchen und der ungebändigten Natur offenbart.
Inhaltlich klingt die «Rhone Saga» auch in Imhaslys nachfolgenden Büchern fort, insbesondere im langen Gedicht «Paraíso sí» (2000) und im letzten Buch «Maithuna/Matterhorn» (2005).
Übersetzer von Maurice Chappaz
Geboren wurde Pierre Imhasly am 14. November 1939 in Visp. Dem Wallis ist er sein ganzes Leben treu geblieben. Imhasly studierte deutsche und französische Literatur in Freiburg und Zürich. 1970 veröffentlichte er sein erstes Buch: «Sellerie, Ketch up & Megatonnen», gefolgt von «Hérémence Beton» (1974).
Für sein literarisches Schaffen wurde er mit dem Kulturpreis der Gemeinde Visp, dem Staatspreis des Kantons Wallis und mit dem Rilke Preis ausgezeichnet.
Imhasly war aber nicht nur Schriftsteller, einen Namen machte er sich auch als Übersetzer. So übertrug er Bücher von Maurice Chappaz, Anne Cunéo, Michel Goedlin, Daniel Odier, Marie Métrailler und André Imer vom Französischen ins Deutsche. Für diese Tätigkeit wurde er 1977 mit dem Übersetzer-Preis der Oertli-Stiftung ausgezeichnet.