Wandern an der Kander

Kandersteg ist die Heimat von Adolf Ogi. Doch der kurlige alt Bundesrat ist nicht der einzige Grund, ins Berner Oberland zu pilgern. Zwei Zugstunden von Basel findet man hier Natur und Erholung satt.

Das Wasser des Blausees hat seine Farbe von den Tränen einer unglücklichen Magd mit blauen Augen. So will es die Legende. (Bild: Dani Winter)

Kandersteg ist die Heimat von Adolf Ogi. Doch der kurlige alt Bundesrat ist nicht der einzige Grund, ins Berner Oberland zu pilgern. Zwei Zugstunden von Basel findet man hier Natur und Erholung satt.

Dass es in den Bergen schneit, ist bekanntlich keine Seltenheit. Aber als wir mit dem Zug in Kandersteg einfahren, werden wir von derartig heftigem Schneefall empfangen, dass sich unsere Rollkoffer kleinen Schneepflügen gleich den Weg auf dem Trottoir bahnen müssen. «Hättet ihr doch angerufen, dann hätte ich euch mit dem Auto abgeholt», sagt Hotelier Nico Seiler, als wir endlich am Empfang des Alfa Soleil stehen. Gut zwanzig Zentimeter dick ist die Schneedecke auf den Tischen der Gartenbeiz, als es endlich zu schneien aufhört. Das ist doch reichlich viel für Mitte Mai.

Sometimes it snows in May … (Bild: Dani Winter)

 

Wir beziehen unsere Familiensuite und lassen den Nachmittag im kleinen Pool des Hotels ausklingen. Am Abend werden wir mit einer Schneesuppe für das Wetterpech entschädigt. Dazu schippt Nico eine Schaufel Schnee in eine Kasserolle und schiebt sie in den Smoker vor dem Haus. Der geschmolzene Schnee nimmt den Geschmack des Rauches an und dient als Basis für ein warmes Süpplein, das feiner nicht sein könnte.

Auch der Rest des Dinners in Nico’s Restaurant schmeckt vorzüglich, und weil der dreifache Vater auch kleine Kinder gern bewirtet, beschliessen wir, das Geburtstagsessen am nächsten Tag auch gleich hier abzuhalten.

Der schmelzende Schnee stürzt in Wasserfällen die Felswände hinunter.

Der schmelzende Schnee stürzt in Wasserfällen die Felswände hinunter. (Bild: Jolanda Winter)

Weil «Ogigrad», wie die Heimstatt des weltbekannten alt Bundesrats Adolf Ogi (unvergessen seine Jahrtausendrede zu Neujahr 2000!) korrekterweise heissen müsste, auch am nächsten Tag noch eingeschneit ist, schickt uns Nico zum Blausee. Eine Stunde hält der Spaziergang die Kleinen auf Trab, der Schnee schmilzt vor unseren Augen, und als wir am Eingang zum Blausee stehen, ist fast nichts mehr übrig von der weissen Pracht.

Um zu dem Seelein zu gelangen, in dem die Blausee-Forellen gezüchtet werden, muss man allerdings Eintritt bezahlen – und das nicht zu knapp: 7 Stutz für Erwachsene, 3 für die 10-Jährige, nur die Jüngste ist gratis. «17 Franken, damit wir euren See anschauen dürfen?!», frage ich die Kassiererin im Souvenir-Shop ungläubig. Aber sie hat ja die Preise nicht gemacht.

Unter dem Schnee haben zahllose Blümelein darauf gewartet, wieder die Sonne zu sehen.

Unter dem Schnee haben zahllose Blümelein darauf gewartet, wieder die Sonne zu sehen.

Wir empfehlen ihr einen Besuch der Langen Erlen in Basel und trösten uns wenig später mit je einer frittierten und hoffnungslos versalzenen Kartoffel in Stängeln zu 8 Franken und grämen uns, keine Würste mitgenommen zu haben, denn das Holz für den Grill ist im Eintrittspreis inkludiert. Kurz darauf entdecke ich den Hintereingang des Parks, den man über eine Brücke erreicht, die über die wild rauschende Kander führt. Lediglich ein Schild weist darauf hin, dass man den Eintritt im Souvenirshop bezahlen soll.



Der Oeschinensee auf 1578 M.ü.M. wird von den Gletscherbächen der Blüemlisalp-Kette gespiesen.

Der Oeschinensee auf 1578 M.ü.M. wird von den Gletscherbächen der Blüemlisalp-Kette gespiesen. (Bild: Dani Winter)

Am nächsten Tag fahren wir zum Preise eines Seilbahntickets hinauf zum Oeschinensee. Der Schnee hat sich, abgesehen von ein paar Häufchen, dahin zurückgezogen, wo er hingehört. Eine wunderhübsche Wandergegend findet man hier oben, völlig zu Recht gehört der Oeschinensee zum erweiterten UNESCO-Weltnaturerbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch.

Die Sommerrodelbahn bei der Bergstation Oeschinensee.

Die Sommerrodelbahn bei der Bergstation Oeschinensee.

 Wer zum Wandern zu faul ist, kann sich mit einem Elektromobil zum See kutschieren lassen, aber das lässt unser Stolz nicht zu. Und der Geiz. Schliesslich haben wir am Blausee schon genug Geld verloren. Dafür gönnen wir uns vor der Talfahrt einen heissen Run bei Herrn Klawitter auf der Sommerrodelbahn neben der Bergstation. Keine drei Stunden später sitzen wir wieder zu Hause in Basel auf dem Balkon.

  • Anfahren: mit der Bahn (2 Stunden ab Basel, umsteigen in Bern).
  • Absteigen: Das Alfa Soleil ist kinderfreundlich und eine Empfehlung wert, es gibt aber auch ein Hotel direkt beim Oeschinensee.
  • Auslassen: den Blausee (oder sonst durch den Hintereingang spazieren).
  • Ablegen: Am Oeschinensee kann man Ruderboote mieten (Fr. 14.– für 30 Min.).

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