Was wir über den Anschlag in Nizza wissen und was nicht

Mindestens 84 Menschen sind in Nizza in Südfrankreich getötet worden, als ein Mann am französischen Nationalfeiertag mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge raste. Unter den Toten sind mehrere Ausländer. Viele Fragen sind offen. Ein Überblick:

Der Tag nach dem Anschlag: Ermittler sichern Spuren, trockenes Blut klebt auf der Strasse, überall liegen Habseligkeiten. (Bild: sda)

Mindestens 84 Menschen sind in Nizza in Südfrankreich getötet worden, als ein Mann am französischen Nationalfeiertag mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge raste. Unter den Toten sind mehrere Ausländer. Viele Fragen sind offen. Ein Überblick:

WAS WIR WISSEN:

– Gegen 23 Uhr am Donnerstagabend rast ein Mann mit einem Lastwagen in eine feiernde Menschenmenge auf der Flaniermeile Promenade des Anglais. Er kommt zwei Kilometer weit. Die Strasse war für Feierlichkeiten zum französischen Nationalfeiertag gesperrt.

– Am Steuer des Lastwagens sitzt ein 31 Jahre alter Franzose tunesischer Herkunft, gemeldet in Nizza. Das berichten französische Medien unter Berufung auf Polizeikreise.

– Die Polizei tötet den Fahrer. Auf Bildern sind Einschusslöcher in der Windschutzscheibe zu sehen, auf Videoaufnahmen Schüsse zu hören.

– Mindestens 84 Menschen werden getötet, darunter eine Frau und ein Kind aus der Schweiz. Unter den Opfern sind auch viele Kinder. Zudem gibt es sehr viele Verletzte, darunter 18 Schwerverletzte.

– In dem Lastwagen wurden eine funktionsunfähige Granate und Feuerwaffen-Attrappen gefunden. Die französischen Nachrichtenagentur AFP berichtete unter Berufung auf Ermittler, der Fahrer habe mehrmals mit einer Pistole geschossen, bevor er erschossen wurde.

– Es gibt keine Geiselnahme. Entsprechenden Medienberichten widerspricht das französische Innenministerium.

– Frankreichs Präsident François Hollande will den Ausnahmezustand in Frankreich, der am 26. Juli hätte enden sollen, um drei Monate verlängern. Kabinett und Parlament sollen kommende Woche darüber beraten. Um nach dem Anschlag von Nizza die Polizei zu entlasten, setzt Frankreich auf Reservisten der Gendarmerie.

– Hollande ordnet eine dreitägige Staatstrauer an. In der Schweiz sind die Flaggen auf halbmast.

– Hollande spricht vom «terroristischen Charakter» der Tat, Innenminister Bernard Cazeneuve nennt den Fahrer des Lastwagens einen Terroristen.

– Wie die «Zeit» berichtet, hat sich bislang keine Terrorgruppe zu der Tat bekannt.

WAS WIR NICHT WISSEN:

– Bisher ist nichts über den Hintergrund der Tat bekannt. Präsident Hollande sagte, das ganze Land sei vom islamistischen Terror bedroht. Ob der Täter einen islamistischen Hintergrund hat, ist aber unklar.

– Offen ist auch, ob es sich um einen Einzeltäter handelt. Im Lastwagen war der Mann alleine, über Hintermänner war zunächst nichts bekannt. Hollande sagte, es gebe bisher keine Hinweise auf Komplizen.

– Unklar ist überdies, wie der Lastwagen ungehindert in die Fussgängerzone fahren konnte. Frankreich befindet sich seit den Pariser Terror-Anschlägen vom 13. November im Ausnahmezustand. Die Strasse in der Nähe der Promenade des Anglais war nicht für den Verkehr gesperrt.

– Auf der Strandpromenade befanden sich zum Zeitpunkt des Feuerwerks rund 30’000 Menschen. Offensichtlich gab es während der Feierlichkeiten keine erhöhten Sicherheitsvorkehrungen.

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Kommentar zum Thema » Charlie Hebdo, Bataclan – und nun Nizza. Frankreich ist im Griff des Terrors. Dessen Saat geht verhängnisvollerweise auf: Vernünftige Antworten auf den Horror scheint niemand auf Lager zu haben.

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