«Watch Dogs» – der mutmassliche GTA-Killer im Test

Lang erwartet wurde das neuste Oeuvre von Ubisoft. An Aktualität ist es schon mal nicht zu überbieten, doch ob es auch dem aktuellen Open-World König GTA V das Wasser reichen kann? Wir haben es für den Spieltrieb Blog getestet. Watch Dogs – wird GTA vom Thron gestürzt? Chicago wird von einem allumfassenden IT-System namens CTOS […]

Wenn's mit dem Hacken nicht klappt, steht immer noch der gute alte Schlagstock zur Verfügung...

Lang erwartet wurde das neuste Oeuvre von Ubisoft. An Aktualität ist es schon mal nicht zu überbieten, doch ob es auch dem aktuellen Open-World König GTA V das Wasser reichen kann? Wir haben es für den Spieltrieb Blog getestet.

Watch Dogs – wird GTA vom Thron gestürzt?

Chicago wird von einem allumfassenden IT-System namens CTOS (City Central Operating System, ausgesprochen City OS) gesteuert. Das System kontrolliert nicht nur die gesamte Infrastruktur, sondern verwaltet ebenfalls Hintergrundinformationen über jeden Einwohner der Stadt. In diesem Setting lebt der Hacker Aiden Pearce. Ein Jahr vor Spielbeginn töten Unbekannte seine Nichte im Rahmen eines gescheiterten Banküberfalls. Pearce schwört Rache und beginnt über das CTOS die Mörder seiner Nichte zu suchen. Bald realisiert er, dass das Schicksal seiner Familie mit dem der ganzen Stadt verknüpft ist.

Ein IT-System, dass die ganze Stadt kontrolliert? Fichen über jeden Bürger? Hacker-Angriffe? Aktueller könnte «Watch Dogs» nicht sein. Lange vor der Snowden-Affäre hat Ubisoft das Spiel 2009 in Auftrag gegeben. Damals ahnte garantiert niemand, welch gewaltigen Realitätsbezug das Game beim Release haben würde. Das Resultat: 4 Millionen verkaufte Exemplare in der ersten Woche.

Lässt man die Überwachungsstaats-Thematik mal weg, ist «Watch Dogs» in erster Linie ein Open World Action-Spiel. Und als solches muss es sich am aktuellen Klassenprimus GTA V messen lassen:

Die Grafik

Wo GTA V derzeit nur für die letzten Konsolengenerationen PS3 und XBOX 360 erschienen ist, gibt es «Watch Dogs» zusätzlich auf Next Gen Konsolen und PC. Diese Versionen spielen denn auch in einer anderen Liga: Die Texturen sind deutlich detaillierter, die Bewegungen flüssiger und der allgemeine Detailreichtum ist höher. Auf einem Hochleistungs-PC ist «Watch Dogs» dann wirklich uneinholbar schick anzuschauen.

Die Story

Hier kann «Watch Dogs» seiner Konkurrenz leider nicht ganz das Wasser reichen. Wo GTA V mit grandiosem Humor und einem satirischen Blick auf die Popkultur auftrumpft, bleibt «Watch Dogs» trotz brisanter Thematik irgendwie seltsam neutral. Auch bei der Charakterzeichnung liegt «Watch Dogs» hinten. Die Genialität von GTA V liegt darin, dass hier gleich drei Hauptfiguren die Story vorantreiben – jede mit verschiedenem Hintergrund und einigen Skeletten im Schrank. Aiden Pearce ist hingegen einerseits der familientreue Good Guy und andererseits ein rächender Selbstjustiz-Guerillero, der vor nichts zurückschreckt. Doch selbst mit dieser Ambivalenz wissen die Macher einfach zu wenig anzufangen.

Das Gameplay

Hier gewinnt «Watch Dogs» erneut. Das simple Hack-Feature sämtlicher elektronischer Stadtelemente (Ampeln, Überwachungskameras, Strassenblockade, Brücken, etc.) bietet viel Abwechslung und ermöglicht weit mehr Taktik als die etwas primitive Haudrauf-Mechanik von GTA V. Was die effektiven Gefechte anbelangt, setzt zwar auch «Watch Dogs» auf schlichte Feuerkraft, diese wird aber schlau durch modernste Hack-Technologie unterstützt.

Die Lernkurve

In GTA V kommen im Spielverlauf stets neue Elemente hinzu, die einem das Spiel ausführlich erklärt. «Watch Dogs» hat eher einen «Probieren wir das mal aus»-Ansatz, der die Experimentierlust weckt. Zudem setzt Ubisoft auf einen Entwicklungsbaum, welcher einen einzelne Fertigkeiten gezielt fördern lässt. Da aber beide Konzepte ihre Daseinsberechtigung haben, nennen wir das einfach mal Patt.

Der Mehrspieler-Modus

In GTA V ist der Multiplayer-Teil klar vom Hauptspiel getrennt und nennt sich «GTA Online». Dort findet man unzählige Möglichkeiten, mit Freunden oder Unbekannten das gigantische Terrain unsicher zu machen. In «Watch Dogs» verschwimmen die Grenzen hingegen. Während man auf dem Weg zu der nächsten Mission ist, kann sich ein externer Spieler ins Spiel hacken und so wertvolle Punkte absahnen – wenn man ihn nicht stoppt. Das ist irgendwie cool, kann einem aber stellenweise auf die Nerven gehen. Neben dem erwähnten «Intrusion» Modus gibt’s noch weitere ähnliche Modi, auch Autorennen und einen freien Modus. Da dürfen bis zu acht Spieler gleichzeitig um die Wette hacken und Chaos verbreiten. Insgesamt macht «Watch Dogs» online grossen Spass und muss sich auch vor GTA nicht verstecken. 

Das Fazit

«Watch Dogs» ist ein gutes Spiel, das steht ausser Frage. Die mangelnde Charakterzeichnung und die (vermutlich gewollte) Sterilität des Ganzen vermögen es aber nicht auf das Niveau von GTA V zu heben. Dennoch weckt das Spiel die Hoffnung, dass gerade im (garantierten) zweiten Teil die verbesserungsfähigen Elemente massiv aufgewertet werden. Nimmt man ein anderes Produkt aus der Ubisoft Küche, nämlich Assassin’s Creed, ahnt man, dass hier eine hervorragende IP ihren Einstand gegeben hat.

Empfehlenswert ist «Watch Dogs» auf jeden Fall, aber es ist noch nicht das Mass aller Dinge seines Genres – dafür braucht es noch einen Teil 2.

Und so bekommt das Spiel einen hervorragenden Spieltrieb-Faktor von 8 von 10. 

PS: Ein kleiner Spieltipp- wenn man verfolgt wird und untertauchen muss, so sollte man dies sprichwörtlich tun. Ein Sprung ins kühle Nass mit einem herzhaften Schwimm-Sprint, verwirrt auch die ärgsten Verfolger.

Titel: «Watch Dogs»

Plattform: PS4, PS3, XBOX ONE, XBOX 360, PC

Multiplayer: 1-8 Spieler

PEGI: Ab 18 Jahren

Preis: ca. 79 Franken

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