Stanislas Wawrinka gewinnt das Australian Open! Der Waadtländer ist der dritte Schweizer nach Federer und Hingis, der sich einen Grand-Slam-Titel sichert. Im Final schlägt er Nadal 6:3, 6:2, 3:6, 6:3.
Wawrinka hat es vollbracht. Bei seinem 36. Grand-Slam-Turnier realisierte er den grossen und nicht erwarteten Triumph. Nach Novak Djokovic im Viertelfinal schlug er im Endspiel mit (dem angeschlagenen) Rafael Nadal auch den zweiten Dominator der jüngeren Vergangenheit.
Vor allem im zweiten Satz war Nadal deutlich geschwächt. Er musste sich wiederholt am Rücken behandeln lassen und schien kurz vor der Aufgabe. Doch die Massage des Physiotherapeuten und die Schmerzmittel halfen. Ab dem dritten Satz konnte Nadal mithalten, während Wawrinka Mühe bekundete, seinen Rhythmus wieder zu finden.
Der 13-fache Sieger von Grand-Slam-Turnieren ging im dritten Umgang 2:0 in Führung und profitierte von zahlreichen Fehlern seines Gegenübers, der seine Stilsicherheit verloren hatte. Viele Returns von Wawrinka landeten in dieser Phase ausserhalb des Feldes, etwa bei den zwei Breakchancen beim Stand von 3:5. Durch den Gewinn des dritten Satzes lancierte Nadal die Partie neu.
Obwohl immer noch physisch beeinträchtigt, war der Weltranglisten-Erste konkurrenzfähig. Er spielte direkter als gewohnt, suchte konsequenter den Punkt und hielt sich so über Wasser. Wawrinka tat sich auch im vierten Satz schwer, Lösungen zu finden, die richtige Mischung zwischen Risiko und Sicherheit. Nichtsdestotrotz boten sich ihm die Möglichkeiten: Sieben Breakchancen in Folge hatte Wawrinka vergeben, ehe er mit dem Servicedurchbruch zum 4:2 die vorübergehende Differenz schaffte. Nur: Minuten später gab er den Vorteil bei eigenem Aufschlag zu null wieder her. Das nächste Break zum 5:3 verteidigte er dann aber erfolgreich. Nach zweieinhalb Stunden verwertete er seinen ersten «Championship-Point» mit einem Vorhand-Winner.
Sein bestes Tennis hatte Wawrinka in der ersten Stunde gespielt. Der Weltranglisten-Achte war hervorragend in die Partie gestartet. Von Nervosität keine Spur. Der Aussenseiter diktierte das Tempo, spielte überaus aggressiv und schaffte das Break zum 3:1, das er danach erfolgreich verteidigte, unter anderem indem er beim Stand von 5:3 drei Breakbälle abwehrte. Es war nach 26 verlorenen Sätzen gegen Nadal der erste Umgang, der an den Schweizer ging.
Im gleichen Stil, das heisst mit einem druckvoll spielenden Wawrinka, ging es im zweiten Satz weiter. Nadal stand völlig auf verlorenem Posten, bevor er wie durch Wunderhand wieder ins Spiel fand. Die endgültige Wende konnte Wawrinka aber verhindern. Nach dem Matchball tippte er sich an die Stirn, um wie nach dem Halbfinal-Sieg gegen Tomas Berdych zu signalisieren, dass sich das Wesentliche am Ende im Kopf abgespielt hatte.
Wawrinka, der bis Sonntag «nur» fünf Titel der untersten Turnierkategorie gewonnen hatte, gelang es als 36. Spieler der Open Era seinen ersten Final bei einem Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Dieser Coup brachte ihm über zwei Millionen Franken an Preisgeld ein und 2000 Weltranglisten-Punkte. Der 28-Jährige wird am Montag als Nummer 3 der Welt geführt werden. Nur Nadal und Djokovic sind vor ihm klassiert.
Ohne Zweifel ist Wawrinka in eine neue Sphäre eingedrungen. Im letzten Jahr hielt er mit den Besten mit, ging aber meistens als Verlierer vom Platz. Nun ist er einen grossen Schritt weitergekommen: Der in diesem Jahr noch ungeschlagene «Schweizer des Jahres» gehört nun selber zum Kreis der Besten.