Weihnächtliche Gedanken

(Bild: Basile Bornand)  Es weihnachtet sehr, auch wenn es schon mehr geweihnachtet hat. Umsatzmässig. Denn momentan sind die Geschenke im Badischen oder im Elsass etwas günstiger. Trotzdem eilen die Leute noch recht gut bepackt die Freie Strasse hinauf und herunter, und es wird Zeit, selbst ans Schenken zu denken. Das war schon einfacher – etwa […]

(Bild: Basile Bornand)

(Bild: Basile Bornand)

 Es weihnachtet sehr, auch wenn es schon mehr geweihnachtet hat. Umsatzmässig. Denn momentan sind die Geschenke im Badischen oder im Elsass etwas günstiger. Trotzdem eilen die Leute noch recht gut bepackt die Freie Strasse hinauf und herunter, und es wird Zeit, selbst ans Schenken zu denken. Das war schon einfacher – etwa als der Enkel an einer satten Packung Playmobil seine helle Freude hatte. Jetzt, in der Vorpubertät, ist er im Alter, da Gotte, Götti und Grosseltern sagen: Ach, er hat ja schon alles. Deshalb soll ein Telefon für Klarheit sorgen.

Nun, er wünscht sich so ein bestimmtes elektronisches Gerät, dessen genaue Bezeichnung hier nichts zur Sache tut. Mit anderen Worten: Er sammelt Geld, um das Ding zu kaufen. «Gut», sage ich, «aber hast du nicht noch so einen kleinen Wunsch? Damit ich ein Nötli allenfalls mit einpacken kann.» Nein, sagt der Enkel, am liebsten wäre ihm alles in Geld. Nichts drum­herum. «Geld verdirbt den Charakter», sage ich. «Aber», sagt er, «ich setze es ja sofort um.» «Du weisst ja gar nicht, ob du genug Geld erhältst, um dein Gerät sofort zu kaufen.» Doch, meint er, er habe eine Art Budgetplan gemacht. Wenn alle das gäben, was er etwa schätze, sollte es aufgehen. Die neue Sachlichkeit hat also auch Einzug gehalten in Kinderherzen.

Trotzdem wird einem ganz warm ums Herz, wenn man durch die Stadt geht und all die Lichtlein leuchten sieht. Man wird manchmal etwas besinnlich – auch an Redaktionssitzungen. Darum erwarten Sie in dieser Nummer ein paar weihnächtliche Geschichten. Über die Planung von Weihnachtsfeiern etwa, über die fussballlose Weihnachtszeit, über einen sterbenden Samichlaus (für Kinder allerdings ungeeignet). Nicht zuletzt ist unsere Titelgeschichte über das Münster und den Münsterplatz inspiriert von der Idee, Ihnen etwas zu bieten, was durchaus zu diesen feierlichen Tagen passt. Auch wenn die Frage, ob auf dem Münsterplatz mehr Veranstaltungen, Attraktionen und Märkte stattfinden müssten oder ob er ein stiller Ort bleiben soll, schnell in heftige Diskussionen ausufern kann.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 23/12/11

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