Die Welle der Selbstverbrennungen tibetanischer Mönche hat offenbar mindestens ein weiteres Todesopfer gefordert. Der makabre Protest gegen die Herrschaft Chinas erreichte dabei erstmals die Hauptstadt der autonomen Region.
Wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Montag berichtete, hatten sich zwei Männer vor dem Jokhang-Tempel in Lhasa am Vortag selbst in Brand gesetzt. Einer sei gestorben, der andere mit Verletzungen in ein Spital gebracht worden.
Seit März 2011 haben sich damit mindestens 34 Tibeter aus Protest gegen die restriktive Politik Pekings selbst angezündet. Einige der Fälle wurden von den chinesischen Behörden bestätigt, andere verleugnet.
Die Selbstverbrennungen am Sonntag bezeichnete ein Vertreter der Kommunistischen Partei laut Xinhua als Werk von separatistischen Kräften. «Es ist eine Fortsetzung der Selbstverbrennungen in anderen tibetischen Gebieten, und all diese Taten zielen darauf ab, Tibet von China abzutrennen», wurde Hao Peng zitiert.
Spuren werden verwischt
Laut dem in den USA ansässigen Sender Radio Free Asia (RFA) gehörten die beiden Mönche offenbar zu einer Gruppe Jugendlicher, die sich am Sonntag vor dem Jokhang-Tempel versammelt hatten, um gegen die chinesische Herrschaft in der autonomen Region zu protestieren.
Laut einem von RFA zitierten Zeugen erschienen sofort Sicherheitskräfte, die das Feuer löschten und alle Touristen aus der Gegend verbannten. Innerhalb von 15 Minuten sei der Bereich gesäubert gewesen, und von dem Vorfall habe es keine Spur mehr gegeben.
Protest gegen Besetzung
Die Selbstanzündungen sind ein symbolischer Protest gegen die chinesische Herrschaft. China hält Tibet seit dem Jahr 1951 besetzt und kontrolliert die autonome Region sowie die anliegenden Provinzen, in denen ebenfalls zahlreiche Tibeter leben, mit harter Hand.
Die Tibeter klagen über ihre soziale und kulturelle Marginalisierung durch die ethnischen Han-Chinesen, die systematisch in ihren Heimatregionen angesiedelt werden. Das geistliche Oberhaupt der Tibeter, der Dalai Lama, lebt im nordindischen Dharamsala im Exil.