Weltmeister für französisches Scrabble kann die Sprache gar nicht

Französisch kann Scrabble-Profi Nigel Richards nicht. Trotzdem hat der zurückgezogen in Malaysia lebende Neuseeländer die Konkurrenz jetzt auch bei den Scrabble-Weltmeisterschaften auf Französisch geschlagen.

Beim Brettspiel Scrabble müssen aus zufällig gezogenen Buchstaben möglichst lange Wörter gebildet werden - je komplizierter, desto höher die Punktzahl (Archiv) (Bild: sda)

Französisch kann Scrabble-Profi Nigel Richards nicht. Trotzdem hat der zurückgezogen in Malaysia lebende Neuseeländer die Konkurrenz jetzt auch bei den Scrabble-Weltmeisterschaften auf Französisch geschlagen.

Auf Englisch deklassiert Richards als dreifacher Weltmeister die Konkurrenz seit Jahren. Er gilt als bester Scrabble-Spieler aller Zeiten. Beim Brettspiel müssen aus zufällig gezogenen Buchstaben möglichst lange Wörter gebildet werden. Je komplizierter, desto höher die Punktzahl.

Auf der Suche nach einer neue Herausforderung lernte Richards nun kurzerhand die Schreibweise sämtlicher Wörter mit zwei bis zehn Buchstaben aus dem offiziellen französischen Scrabble-Wörterbuch – in neun Wochen, wie neuseeländische Zeitungen berichteten.

Der 48-Jährige setzte sich mit dieser Strategie Anfang der Woche bei dem Wettbewerb in Belgien gegen mehr als 70 Mitbewerber durch und ist damit der erste Nicht-Französischsprechende, dem dies gelang. Im Finale siegte er gegen einen Mann aus Gabun, der fliessend französisch spricht.

Nach seinem Sieg erhielt Richards, den seine Freunde als «wortkargen Typen» beschreiben und der Interviews verweigert, viel Applaus. Um sich auf Französisch zu bedanken, brauchte er allerdings einen Dolmetscher.

Phänomenales fotografisches Gedächtnis

Richards Talent, so Howard Warner, der Vorsitzende des Verbandes der Scrabble-Spieler in Neuseeland: ein phänomenales fotografisches Gedächtnis und eine seltene mathematische Begabung. Scrabble auf höchstem Niveau verlange vor allem die Berechnung mathematische Wahrscheinlichkeiten.

«Als er anfing zu sprechen, haben ihn Wörter überhaupt nicht interessiert, nur Zahlen», sagt seine Mutter Adrienne Fischer neuseeländischen Zeitungen. «Alles hat er mit Zahlen verbunden. Wir dachten, das sei normal.» Als er 28 war, schlug seine Mutter ihm Scrabble-Spielen vor. Sein Talent wurde schnell offenbar.

Privat ist sonst wenig über den Mann aus Christchurch bekannt. Er lebt abgeschieden in Malaysia und soll Ingenieur sein, ist aber seit Jahren als Profi auf Scrabble-Turnieren in aller Welt unterwegs – 200’000 US-Dollar sollen so schon zusammengekommen sein.

Beim Spiel auf Englisch greifen gute Spieler in ihrem Gedächtnis auf mehr als 80’000 Wörter zwischen zwei und acht Buchstaben zurück. Die besten haben auch viele der 29’000 Wörter mit neun Buchstaben abgespeichert.

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