2016 müllerte es nicht wie gewohnt. Der stets lachende und gut aufgelegte deutsche Weltmeister Thomas Müller erlebte Schwächephasen und Torkrisen.
Das Ende, das der Weltmeister bei der Machtdemonstration von Bayern München gegen RB Leipzig (3:0) als Zuschauer auf der Münchner Ersatzbank verfolgen musste, passte ins Bild eines Jahres, in dem es für den unbeschwerten Fussballstar mal ausnahmsweise nicht bergauf ging. Müller erlebte ungewohnte Schwächephasen, er verlor zeitweise die Leichtigkeit, durchlief sogar Krisen – besonders als Torschütze. Gegen RB Leipzig blieb er 90 Minuten lang auf der Ersatzbank.
Auf entspannte Weihnachtsferien mit Ehefrau Lisa und ohne Fussball hat sich der 27-Jährige wohl auch deswegen besonders gefreut. «Für mich ist dieser Urlaub einfach wichtig, um abzuschalten und die Akkus aufzuladen», sagte der Liebling der Bayern-Fans. Besinnliche Tage liegen vor Müller, in denen er aber auch darüber sinnieren dürfte, was falsch lief 2016 und wieder besser laufen soll in den kommenden zwölf Monaten. Am 3. Januar geht’s wieder los mit dem Training.
Beim 3:0 der Bayern gegen Leipzig hatte Trainer Carlo Ancelotti überraschend nicht mal als Einwechselspieler Verwendung für Müller. Der Offensivspieler musste zusehen, wie in dem vermeintlich auf ihn zugeschnittenen 4-2-3-1-System auf seiner Lieblingsposition der Spanier Thiago glänzen konnte: Als Spielmacher, Torschütze und Vorbereiter. «Die Idee für Thiago war, zwischen den defensiven Linien der Leipziger zu spielen. Er hat es sehr gut gelöst», lobte Ancelotti.
Müller musste sich nach dem Spiel strenge Worte anhören, gesprochen von Karl-Heinz Rummenigge. Der Bayern-Chef bewertete Müllers Reservistenrolle als «Motivation, dass die Spieler 2017 das eine oder andere besser machen müssen. Das ist auch hier der Fall.» Müller hat in der laufenden Bundesligasaison erst einmal ins Tor getroffen. Zwei Treffer sind es immerhin in der Champions League gewesen.
«Heutzutage brauchst du 16, 17, 18 Spieler. Wir haben eine hohe Anzahl an Qualität. Und dann sitzen eben mal zwei, drei draussen, die nicht glücklich sind», bemerkte Rummenigge. Ancelotti weiss, dass es in einem Luxuskader immer Härtefälle geben wird. Neben Müller gab es auch für Franck Ribéry keinen Platz in der Stammformation. «Ich arbeite für den Verein, nicht für einzelne Spieler», erklärte Ancelotti.
Thiago zuletzt direkter Konkurrent
Der Italiener hatte schon zuvor betont, dass er die Systemumstellung vom 4-3-3 zum 4-2-3-1 nicht exklusiv für Müller vorgenommen habe. Entscheidend ist für Ancelotti nicht das taktische System, sondern die «Balance», das Ausfüllen der Räume im Zentrum des Spiels, zwischen Angriffs- und Verteidigungslinie. Es sei kein Risiko, mit vier Stürmern zu spielen, sagte er: «Ein Risiko ist es, ohne Balance zu spielen.» Der Freigeist Müller konkurriert auf der Zehn nun mit einem Verbindungsspieler wie Thiago, der seine stärkste Saison im Bayern-Trikot spielt.
In 22 von 25 Pflichtspielen kam der 25-jährige Spanier zum Einsatz. Der Satz von Müller-Entdecker Louis van Gaal, «Müller spielt immer», ist von Ancelotti aber nicht ausser Kraft gesetzt worden: Auch Müller kommt auf 22 Einsätze. Verloren gegangen ist ihm auf dem Fussballplatz jedoch die Leichtigkeit und die Treffsicherheit.
Top-Goalgetter im Nationaldress trotz EM-Flaute
Der verschossene Penalty im letzten Champions-League-Halbfinal gegen Atletico Madrid war ein Knackpunkt. Darauf folgte die torlose EM-Endrunde. Und in der Bundesliga vergingen endlos lange 999 Minuten bis zum ersten Torjubel von Müller beim 5:0 gegen den VfL Wolfsburg.
«Ich hoffe nicht, dass es bis zum nächsten Tor wieder so lange dauert», erklärte Müller anschliessend. Übrigens: In der Nationalmannschaft war der Weltmeister – trotz Torflaute bei der EM – in diesem Jahr mit fünf Treffern erfolgreichster Schütze.