259 Frauen sind vergangenes Jahr aus dem Ausland in die Schweiz gekommen, um einen Schwangerschaftsabbruch durchzuführen. Das sind deutlich weniger als früher.
Im Jahr 2008 waren noch 600 Frauen mit Wohnsitz im Ausland für einen Schwangerschaftsabbruch in die Schweiz gekommen. Das entsprach 6 Prozent der in der Schweiz durchgeführten Eingriffe. Letztes Jahr sank dieser Anteil auf 3 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik in seiner am Dienstag veröffentlichten «Bestandesaufnahme der Schwangerschaftsabbrüche» schreibt.
Insgesamt war die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche 2014 zum vierten Mal in Folge rückläufig, wie das BFS bereits im Juni bekannt gegeben hatte. Wenn man von den im Ausland wohnhaften Frauen absieht, werden zurzeit 6,3 Abbrüche pro Jahr auf 1000 Frauen im Alter zwischen 15 und 44 Jahren registriert.
Dabei gibt es allerdings grosse Unterschiede: Bei Ausländerinnen mit Wohnsitz in der Schweiz ist die Abbruchrate zwei- bis dreimal so hoch wie bei den Schweizerinnen (4,4 pro 1000), wie das BFS in seiner Bestandesaufnahme schreibt. Bei Lateinamerikanerinnen mit Wohnsitz in der Schweiz betrage die Abbruchrate sogar 15,2 und bei den Afrikanerinnen 35,1.
Hälfte hat bereits Kinder
Die Zahlen des BFS geben auch Aufschluss über den Beziehungsstatus der Frauen, die sich 2014 für einen Abbruch entscheiden: 30 Prozent waren verheiratet, 44 Prozent lebten mit dem Partner oder Freund zusammen.
Rund die Hälfte hatte noch keine Kinder, 40 Prozent hatten bereits eines oder zwei, 9 Prozent drei oder mehr Kinder. Bei fast drei Vierteln der Fälle handelte es sich um den ersten Schwangerschaftsabbruch.
Warum die Frauen sich für einen Abbruch entschieden, ist bei einem Drittel der Fälle bekannt. Der Grossteil (93 Prozent) der Eingriffe erfolgen aus psychosozialen Gründen: Die Frauen geben beispielsweise an, die finanzielle Situation ermögliche es ihnen nicht, das Kind zu behalten oder sie fühlten sich nicht imstande, ein Kind aufzuziehen.
Weitere Gründe für den Abbruch waren somatische Probleme bei Mutter oder Kind (5 Prozent) und psychische Erkrankungen (1,3 Prozent). Bei 0,6 Prozent der Eingriffe erfolgte der Abbruch wegen ungewolltem Geschlechtsverkehr.
Vier von zehn verhüteten nicht
Das BFS hat auch erhoben, ob und wie die Frauen, die sich später für einen Abbruch der Schwangerschaft entschieden, verhütet hatten. In 40 Prozent der Fälle benutzte die Frau zum Zeitpunkt der Empfängnis demnach kein Verhütungsmittel. In einem Drittel der Fälle wurde ein Präservativ benutzt und 15 Prozent der Frauen wurden trotz Einnahme der Verhütungspille schwanger.