In der Schweiz hat die Zahl der Organspenden im vergangenen Jahr abgenommen. 96 Menschen haben nach ihrem Tod eines oder mehrere ihrer Organe gespendet. Das sind rund 6 Prozent weniger als 2011. Die Zahl der Lebendspenden ging um 8 Prozent auf 101 zurück.
Die Zahl der Menschen, die Anfang 2013 auf der Warteliste für eines oder mehrere Organe standen, stieg um 8,5 Prozent auf 1165. 453 Patienten – 10 Prozent weniger als 2011 – wurden transplantiert. Die Zahlen stehen im am Mittwoch veröffentlichten Jahresbericht der Stiftung Swisstransplant. 53 Männer und Frauen starben 2012 während der Wartezeit auf ein Spenderorgan, 8 weniger als im Vorjahr.
Spender im Mittel 54-jährig
Eine Mehrheit der Organspender waren Männer; die Spenderinnen und Spender waren im Durchschnitt 54 Jahre alt. 40 Prozent der Spender wurden in Spitälern ausserhalb der Transplantationszentren ausfindig gemacht. Das zeigt laut Swisstransplant, dass es wichtig ist, sämtliche Spitäler in die Detektion von Spendern einzubinden.
Die Wartelisten für einzelne Organe sind in unterschiedlichem Mass länger geworden. Die stärkste Zunahme (58 Prozent) verzeichnete die Herz-Liste. Dahinter folgte die Lungen-Liste mit 25 Prozent. 8 Prozent mehr Patienten warteten auf eine Spenderniere. Gut ein Drittel der Nieren wurden 2012 von Lebenden gespendet.
Die Zahl der Menschen, die auf eine Leber oder eine Bauchspeicheldrüse (Pankreas) warteten, blieb 2012 ungefähr stabil. Die Sterberaten auf den einzelnen Listen war unterschiedlich: 8 Prozent der Menschen, die eine Leber oder ein Herz benötigten, starben während der Wartezeit auf die Transplantation.
Bei den Lungen-Patienten waren es 5 Prozent, und bei den Nierenkranken ein Prozent. Swisstransplant merkt dazu an, dass eine unbekannte Zahl weiterer möglicher Empfänger verstorben ist: Weil diese Patienten zu krank waren für eine Transplantation, waren sie von der Warteliste gestrichen worden.
37 Organe importiert
37 Organe, so viele wie noch nie zuvor, wurden aus dem europäischen Ausland in die Schweiz importiert und transplantiert, rund die Hälfte davon Lebern. Lediglich sieben Organe, für die auf den Schweizer Wartelisten kein passender Empfänger ausfindig zu machen war, wurden ins Ausland abgegeben.
Der Bundesrat lancierte Anfang März einen Aktionsplan, um dem Mangel an Spenderorganen in der Schweiz zu begegnen. Ziel ist, pro Jahr künftig rund 160 Spenderinnen und Spender zu gewinnen. Pro Million Einwohner wären das 20 – 2012 waren es lediglich 12 Spenderinnen und Spender gewesen.
In der Schweiz dürfen Organe nach dem Tod nur entnommen werden, wenn die betroffene Person zu Lebzeiten zugestimmt hat oder wenn es die Angehörigen erlauben. Eine automatische Organspende – die so genannte Widerspruchslösung – lehnen der Bundesrat und auch Swisstransplant ab.
Mit dieser Lösung würden die Organe nach dem Tod entnommen, wenn der Patient es zuvor nicht ausdrücklich abgelehnt hat. Eine solche Regelung gibt es in Frankreich und Italien. Dort ist die Spendenbereitschaft doppelt so hoch wie in der Schweiz.