Die Zahl der Minderjährigen, die nach einer Straftat fremdplatziert werden, hat sich in den letzten fünf Jahren halbiert. Ein Grund für den Rückgang ist, dass immer weniger Jugendliche zu einer stationären Massnahme verurteilt werden.
Am Stichtag 2. September 2015 waren schweizweit 433 Minderjährige ausserhalb ihrer Familien untergebracht, weil sie mit dem Jugendstrafrecht in Konflikt geraten waren. 2010 waren es noch 861 gewesen. Seither ist die Zahl jedes Jahr zurückgegangen, wie das Bundesamt für Statistik am Montag mitteilte.
Bei knapp der Hälfte der betroffenen Jugendlichen wurde die Fremdplatzierung in einem Urteil angeordnet. Diese Zahl ist in den letzten Jahren stark gesunken, zuletzt um fast einen Fünftel.
Der hauptsächliche Grund für diesen Rückgang ist laut BFS, dass immer weniger Jugendliche zu einer stationären Massnahme verurteilt werden. Verhältnismässig würden sehr viel häufiger als früher ambulante Massnahmen ausgesprochen.
Auch die Gruppe der Minderjährigen, die bereits vor dem Urteil platziert wurde, ist zwischen 2010 und 2014 kontinuierlich geschrumpft. 2015 ging dieser Trend jedoch nicht weiter, die Zahl stagnierte. Erstmals waren am Stichtag mehr als die Hälfte der betroffenen Jugendlichen vorsorglich fremdplatziert.
Grossteil ist über 16-jährig
Über die Jahre stabil geblieben ist der Ausländeranteil und das Geschlechterverhältnis: 96 von 100 fremdplatzierten Minderjährigen gehörten 2015 der ständigen Wohnbevölkerung an, 62 von 100 waren Schweizer. 90 von 100 waren männlich und mindestens 16 Jahre alt.
Der grösste Teil der betroffenen Minderjährigen (80 Prozent) befand sich in einer erzieherischen Institution, zumeist bei offener Unterbringung. Eine Minderheit sass in Untersuchungs- oder Sicherheitshaft, war in stationärer Beobachtung oder in einer Familie fremdplatziert.
Übervolle Gefängnisse in der Westschweiz
Bei den inhaftierten Erwachsenen zeigte sich am Stichtag ein sehr ähnliches Bild wie ein Jahr zuvor. Insgesamt waren schweizweit 6884 Erwachsene inhaftiert. Zwischen 1999 und 2015 hat diese Zahl um fast einen Fünftel (18 Prozent) zugenommen. Besonders stark war der Anstieg in der lateinischen Schweiz.
Die Gefängnisse der Westschweiz platzen daher seit einigen Jahren aus allen Nähten. Zuletzt entspannte sich die Situation laut BFS jedoch: Die Gefängnisse im Strafvollzugskonkordat der lateinischen Schweiz waren am Stichtag noch mit 108 Prozent überbelegt (Vorjahr: 117 Prozent). In den übrigen Regionen der Schweiz betrug die Belegungsrate zwischen 85 und 88 Prozent.