In der ersten Klasse sitzen die Zugpassagiere seit letztem Dezember auf einigen Strecken enger zusammen: Die Abteile enthalten acht statt sechs Sitze. Gleich geblieben sind hingegen die Preise.
SBB-Sprecherin Roberta Trevisan bestätigte auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda eine entsprechende Meldung von «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche». Gemäss den Richtlinien des Internationalen Eisenbahnverbands (UIC) sind in der ersten Klasse sechs Sitze pro Abteil Standard.
Diese Richtlinien beziehen sich allerdings auf internationale Züge, wie Sprecherin Trevisan sagte. Jede Eisenbahngesellschaft passe die Vorgaben an die nationalen Besonderheiten an. Die SBB geniesse zudem die Unterstützung vom Bundesamt für Verkehr (BAV).
Pro Bahn fordert Sechser-Abteile auf langen Strecken
Pro Bahn, die Interessenvertretung der Kundinnen und Kunden des öffentlichen Verkehrs, ist dennoch nicht zufrieden mit den engeren Platzverhältnissen. Sie fordert, dass die Wagen auf den längeren Strecken, «ab 50 bis 60 Kilometer», in der ersten Klasse mit Sechser-Abteilen ausgerüstet sind, wie Präsident Kurt Schreiber sagte.
Auch mit Achter-Abteilen biete die erste Klasse den Passagieren zwar noch mehr Komfort als die zweite Klasse. Dieser «Bonus» werde aber geschmälert und sei nicht mehr ausreichend. Der Preisunterschied «von gegen 70 Prozent» zwischen der ersten und der zweiten Klasse sei zu hoch, sagte Schreiber.
Mehr Kapazität
SBB-Sprecher Stephan Wehrle verwies hingegen darauf, dass die SBB mit der Änderung auf einen dringenden Platzbedarf reagiere. Aus Sicht der SBB ist die Preisdifferenz weiterhin gerechtfertigt, da die Passagiere in der ersten Klasse über «mehr Komfort und mehr Ruhe» verfügten, wie Trevisan sagte.
Grund für die engeren Platzverhältnisse ist die teilweise Umwandlung von Fernverkehrslinien in Regionalverkehrslinien. Seither setzt die SBB auf einigen Fernverkehrsstrecken Züge ein, die für den Regionalverkehr vorgesehen waren und in der ersten Klasse über Achter-Abteile verfügen.
Enger sitzen müssen die Passagiere der ersten Klasse beispielsweise in den Zügen, die zwischen Bern und Olten sowie zwischen Lausanne und Genf verkehren. Insgesamt sind fünfzig Kompositionen betroffen.
In Zukunft sollen es noch mehr werden. Für Fahrten, die zwischen 30 und 50 Minuten dauerten, sei dies ein Konzept der Zukunft, sagte SBB-Sprecher Wehrle. Ab 2015 sollen 24 weitere Züge des gleichen Typs eingesetzt werden, darunter etwa auf den Linien Basel – Zürich und Bern – Biel.
Neben engeren Platzverhältnisse müssen sich Erstklass-Passagiere auf diesen Strecken auf eine weitere Änderung einstellen: Die Sitze sind in den betroffenen Zugskompositionen nicht aus Leder, sondern aus Stoff.