Denis Froidevaux, Präsident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft, sieht in der Armee der Zukunft ein Qualitätsproblem im Kader. Dieses möchte er mit der Wehrpflicht für Frauen beheben – etwas, was er auch im Sinne der Gleichberechtigung für gerecht hält.
Die Wehrpflicht sollte nach Ansicht des Präsidenten der Schweizerischen Offiziersgesellschaft, Denis Froidevaux, auf Frauen ausgeweitet werden. Der Brigadier erhofft sich von einer Ausweitung, dass die Armee «die besten Personen für sich beanspruchen» kann.
In zehn oder zwanzig Jahren werde es für die Armee das grösste Problem sein, die Qualität der Kader sicherzustellen, sagte Froidevaux in einem Interview, das am Mittwoch in der «Neuen Zürcher Zeitung» erschien. «Eine Wehrpflicht für Frauen weitet den Pool stark aus.» Über Froidevaux‘ Ideen hatte vergangene Woche bereits der «Blick» berichtet.
Eine Frage der Gleichberechtigung?
Die Forderung nach einer Wehrpflicht für Frauen begründet Froidevaux unter anderem damit, dass «Frauen in den letzten Jahren in Sachen Gleichberechtigung Terrain gutgemacht» hätten. «Deshalb sollten sie auch dieselben Pflichten haben wie die Männer.» Nicht angesprochen wird er auf die noch nicht erreichte Lohngleichheit zwischen Männern und Frauen, die als Argument gegen eine Wehrpflicht angeführt wird.
Als «interessant» bezeichnet Froidevaux das norwegische Modell der Wehrpflicht. Das Land hatte im vergangenen Herbst die Wehrpflicht auf Frauen ausgeweitet – unter anderem mit Verweis auf die besseren Möglichkeiten zur Personalauslese, aber auch, um den Frauenanteil in der Armee zu steigern.
Frauenanteil von 30 Prozent angestrebt
Froidevaux zeigt sich überzeugt, dass die «Milizarmee von heute» Frauen problemlos integrieren könnte. «Wer nicht einsieht, dass Frauen auch in der Armee einen Mehrwert bringen könnten, lebt auf dem Mars.» Dort , wo Frauen schon heute Dienst leisteten, herrsche «eine ganz andere, positive Dynamik».
«Um von den Vorteilen einer Durchmischung der Geschlechter zu profitieren, sollte der Frauenanteil nicht weniger als 30 Prozent betragen», sagte Froidevaux weiter.
Darauf angesprochen, dass die Armee immer weniger Leute braucht und mit einer Ausweitung der Wehrpflicht zwangsläufig mehr Leute Zivildienst leisten würden, sagte Froidevaux, dies müsse in Kauf genommen werden. Auch der Zivilschutz werde im Übrigen von Wehrpflichtigen alimentiert.
VBS prüft Reform
Das Schweizer Stimmvolk hat im Herbst 2013 die Abschaffung der Wehrpflicht deutlich abgelehnt. Die Volksinitiative der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) scheiterte mit 73 Prozent Nein-Stimmen. Im Verteidigungsdepartement (VBS) werden derzeit Pläne für eine Reform des Dienstpflichtsystems diskutiert.