Den Film glauben Sie schon gesehen zu haben. Noch einmal «Olympus has fallen»? Aber diesmal mit Obama selbst. Was sagt er nun in «White House down»? Don’t touch my Jordans! Meint er damit nicht die Syrier? Nein. Er meint seine Turnschuhe.
Kaum ist das Weisse Haus nach dem Bombardement in «Olympus has fallen» wieder hergerichtet, steht das Haus erneut unter Beschuss: Waren es in «Olympus has fallen» die Koreaner, die Amerika unter den Nagel reissen wollten, so sind es in «White House down» die Waffenlobby zusammen mit rechten Spinnern, die das Weisse Haus in Schutt und Asche bomben.
Das Muster der Angreifer gleicht sich dabei sehr: In «Olympus has fallen» soll der Präsident gekindnappt werden, um einen Atomangriff zu aktivieren. Die Koreaner richten die Waffen gegen die USA. Die Waffenindustrie in «White House down» hat anderes im Sinn: Ihre Hauptabsatzmärkte im Rest der Welt (sprich: die arabische) soll ein wenig zerbombt werden, damit beim Endverbraucher neue Kaufimpulse entstehen.
In beiden Fällen sind die Usurpatoren zum Letzten entschlossen. In beiden Fällen stellt sich ihnen ein Einzelner und ein Präsident entgegen: Security-Beamte werden zu Helden. Das macht deutlich, wie angespannt die Nervenlage in den nordamerikanischen Machtzentralen ist.
«Unglücklich das Land, das Helden braucht»
Auch wenn man nun zum zweiten Mal den selben Film sehen kann, sieht man dennoch keine Kopie: «Olympus has fallen» ist in Ego-Shooter Manie geeignet, Joystick-Helden zu machen. Die Bilder, die der Film liefert, sind dominert von Hauskämpfen und Hinrichtungsorgien. Die Feinde sind anonyme Schlitzaugen (ohne das die rassistische Darstellung theamtisiert würde). Wer sich da langweilt, kann sich mit Schüsse zählen auf Trab halten.
Während sich «Olympus has fallen» darauf konzentriert, Usern ein Game schmackhaft zu machen, nutzt der Blockbuster-Regisseur-Petersen in «White House down» die Geschichte für solide Action. Er entwickelt ein subtiles Familiengeflecht, setzt ein nachvollziehbares Motto, und liefert damit sogar einen Diskurs: «Die Feder ist stärker als das Schwert». Mit diesem Mantra argumentiert der Film-Obama beim Kongress gegen die Waffen-Industrie für seinen Friedensplan.
Das Mantra führt als dramaturgische Leitplanke weiter durch die Handlung: Während der Krieg ums Weisse Haus bereits in vollem Gang ist, wird das Mantra sogar von einem Mädchen überraschend umgesetzt: Es veröffentlicht sein Tagebuch. Das ist zwar nicht mehr mit der Feder geschrieben, aber als Waffe ebenso tauglich: Der Video-Blog, den es aus dem Inneren des Weissen Hauses absetzt, liefert die entscheidenden Informationen gegen die Gewehre der Usurpatoren.
Die Feder ist stärker als das Schwert
Auch als die Dinge aus dem Ruder zu laufen drohen, siegt die Feder: Obama, der jetzt selber handgreiflich werden muss, wechselt erst einmal die Schuhe: «Don’t touch my Jordans!» droht er dem Entführer, als der ihn fussvoran verschleppen will. Dann versagt im Kampf der «Feder gegen das Schwert» der gesamte zentrale Staatliche Sicherheitsdienst, dessen ASN-Datenmassen nicht mehr als Abwehrschild taugen, sondern im Gegenteil zum entscheidenden Schwachpunkt werden. Der böse Hacker kann mit einem einzigen Mouseclick die zentralen Daten löschen.
Als sich die Dinge im Weissen Haus zu einer Endlösung zuspitzen, greift der Präsident höchstselbst zur Feder, nicht aber, um einen klugen Satz niederzuschreiben, oder eine Unterschrift unter ein Dokument zu setzen, nein, er greift zur spitzen Feder, um sie seinem Peiniger in die Halsschlagader zu rammen. Derart schlagkräfig ist noch nie bewiesen worden, dass die «Feder das Schwert besiegt»! Damit ist der Diskurs beendet, das Argument ad absurdum aber zurück in den Alltag geführt: Dort sollen nun mit dem Schwert Leben gerettet werden …
Der Film läuft zur Zeit in den Pathé-Kinos.