Ganze Regionen unter Quarantäne, immer mehr Krankenschwestern und Ärzte, die sich infizieren und mehr und mehr Airlines, die Flüge streichen: Liberia, Sierra Leone, Guinea und inzwischen auch Nigeria leiden zunehmend auch unter den Nebenwirkungen der Ebola-Epidemie.
Zugelassene Medikamente und Impfstoffe gibt es bislang nicht. Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) berieten deshalb am Montag in Genf, ob experimentelle Wirkstoffe eingesetzt werden können, um die Epidemie unter Kontrolle zu bringen. Per Telefonkonferenz wollten die Experten die Frage aus ethischer und medizinischer Sicht beleuchten und eine gemeinsame Position formulieren.
Dabei gehe es vor allem um eine Frage, sagte die stellvertretende Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Marie-Paule Kieny, der Nachrichtenagentur AFP: «Ist es ethisch gerechtfertigt, noch nicht zugelassene Medikamente einzusetzen, und wenn ja, unter welchen Bedingungen sollen sie verabreicht werden und an wen?»
«Das sind brisante ethische Fragen», sagte der Medizin-Ethiker Jochen Taupitz von der Universität Mannheim. «Es geht um die Zuteilung knapper Ressourcen.» Sollte die WHO sich zum Einsatz experimenteller Wirkstoffe durchringen, erwartet er, dass diese vorwiegend dem medizinischen Personal vorbehalten bleiben.
Internationaler Gesundheitsnotfall
Die WHO hatte die Ebola-Epidemie in Westafrika am Freitag zum internationalen Gesundheitsnotfall erklärt. Nach ihren Angaben infizierten sich rund 1800 Menschen mit dem durch Körperflüssigkeiten übertragbaren Erreger, nahezu tausend von ihnen sind gestorben.
Die WHO hofft, dass schon im kommenden Monat klinische Tests mit einer vom britischen Pharmaunternehmen GSK entwickelten Schutzimpfung beginnen. Mit Hilfe verkürzter Prozeduren könnte der Impfstoff dann bereits im kommenden Jahr zugelassen werden.
Darüber hinaus wurden zwei Ebola-Patienten in den USA mit einem noch nicht zugelassenen Mittel namens ZMapp behandelt. Ihnen geht es besser, doch ist nicht sicher, ob das am Serum liegt. WHO-Vize Kieny wies zudem darauf hin, dass es bisher nur in kleinen Mengen zur Verfügung steht.
Elfenbeinküste untersagt Flüge
Die betroffenen Länder stellt die Epidemie nicht nur aus medizinischer Sicht vor Probleme, denen sie allein nicht gewachsen sind. Am Montag reihte sich die Elfenbeinküste in die Liste von Ländern ein, die ihren Fluggesellschaften alle Flüge in die Ebola-Staaten untersagten. Im Libanon erhalten Bürger aus den Ländern keine Arbeitserlaubnis mehr, andere Staaten lassen sie nicht mehr einreisen.
In Sierra Leone und Liberia werden in den Bezirken, die unter Quarantäne stehen, die Lebensmittel knapp. «Ein Sack Reis kostete bislang elf Euro, inzwischen liegt der Preis bei 15 Euro», klagt der Senator der liberianischen Provinz Sando Johnson. So viel könnten die Armen in seiner Provinz nicht mehr zahlen, Hunger sei somit vorprogrammiert.
In Sierra Leone steckten sich inzwischen mindestens zehn Chauffeure der landestypischen Velotaxis bei infizierten Passagieren an. Bei den Taxifahrten kommen Fahrer und Passagiere in engen körperlichen Kontakt – sie zu verbieten, ist aber unmöglich, da sie in vielen ländlichen Gebieten Westafrikas das wichtigste Transportmittel sind.
Verdachtsfall in Ruanda
Unterdessen wurde im ostafrikanischen Ruanda ein erster Verdachtsfall gemeldet. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums liegt ein deutscher Medizinstudent seit Sonntag isoliert auf der Intensivstation eines Spitals der Hauptstadt Kigali. Der junge Mann hatte sich einige Tage in Liberia aufgehalten und litt nach seiner Rückkehr unter Fieber.
Beim Patienten wurde unterdessen eine Malaria-Infektion festgestellt. Am Montagnachmittag sei das Fieber bereits gesunken. Der Ebola-Test sei veranlasst worden, um 100-prozentig sicher zu gehen, teilte das Gesundheitsministerium in Kigali mit