Die Ebola-Seuche in Westafrika soll mit allen Mitteln gestoppt werden: Eine Experten-Kommission der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gab am Freitag in Genf grünes Licht für den Einsatz noch ungetesteter Medikamente.
Mehr als 200 Mediziner und andere Experten aus aller Welt hatten seit Donnerstag auf Einladung der WHO darüber beraten, wie die Ebola-Epidemie in Westafrika aufgehalten werden kann. Sie wollen mit der Freigabe Therapien auf der Grundlage einer Verabreichung von Blutplasma und bislang noch ungetesteter Seren ermöglichen.
Solche Therapien seien «ab sofort» in den betroffenen Ländern zulässig, hiess es in Genf. «Wir haben einen Konsens erzielt», sagte WHO-Vizegeneraldirektorin Marie-Paule Kieny nach dem Treffen.
Mehrere experimentelle Medikamente zur Behandlung von Ebola sollen vor Ort geprüft werden, sobald die nötigen Mengen dafür vorliegen. Dies könne allerdings noch mehrere Monate dauern.
Zwei Impfstoffe in Probe
Zugleich gab die WHO in Genf bekannt, dass die Sicherheit von zwei ersten Impfstoffen, die derzeit noch in der Erprobungsphase sind, im November feststehen solle. Die WHO hatte sich Mitte August dafür ausgesprochen, anders als sonst üblich auch Behandlungen gegen Ebola zuzulassen, deren Auswirkungen auf den Menschen noch nicht völlig erforscht sind.
Nach WHO-Angaben sind bislang mindestens 3944 Menschen an Ebola erkrankt, allein in den drei am schwersten betroffenen Ländern sind 2097 gestorben.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte in New York, die UNO habe sich das Ziel gesetzt, der in Westafrika wütenden Seuche in den kommenden sechs bis neun Monaten Einhalt zu gebieten. Die «kommenden Wochen werden entscheidend sein» für die internationalen Anstrengungen im Kampf gegen die Krankheit, sagte Ban. Er rief die Mitgliedstaaten der WHO zudem auf, die «notwendigen 600 Millionen Dollar» bereitzustellen.
EU erhöht Hilfe deutlich
Im Kampf gegen Ebola stockt die EU ihre Hilfe erheblich auf, wie die Brüsseler Behörde bekanntgab. Damit steigt die Unterstützung von bisher 11,9 Millionen Euro auf 144 Millionen Euro.
Das Geld ist für die Länder Guinea, Sierra Leone, Liberia und Nigeria gedacht. Der Löwenanteil von 97,5 Millionen Euro geht an Liberia und Sierra Leone und soll den Regierungen dort bei der Finanzierung öffentlicher Dienstleistungen helfen, insbesondere im Gesundheitssektor.
38 Millionen Euro fliessen in die Stärkung der Gesundheitssysteme und sollen die Gesundheitsversorgung, Ernährung, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung verbessern. 5 Millionen Euro sollen die Leistung mobiler Laboratorien und die Ausbildung medizinischer Helfer verbessern. Ein geringer Anteil dieser Mittel war bereits in einer zuvor beschlossenen Tranche an Hilfsgeldern enthalten, wie die EU-Kommission auf Nachfrage erläuterte.
Die Ebola-Epidemie stelle eine Bedrohung für die wirtschaftliche Stabilität dar, sagte EU-Entwicklungskommissar Andris Piebalgs bei einem Besuch des westafrikanischen Landes Benin.