Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf hat die vielseitigen «Guten Dienste» der Schweiz in der Diplomatie und im humanitären Bereich hervorgehoben. Das Wissen der Schweiz sei gefragt, sagte sie an einem Festakt zum Gedenken an den «Frieden von Baden» im Jahr 1714.
Die Schweiz werde in der Welt als zuverlässige und neutrale Vermittlerin wahrgenommen, sagte die Bundesrätin am Samstag: «Unser Engagement liegt auch in unserem eigenen Interesse.»
Widmer-Schlumpf sprach am Festakt in der Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt in Baden. Vor 300 Jahren wurde im heutigen Kanton Aargau mit dem «Frieden von Baden» ein Vertrag unterzeichnet, der den Spanischen Erbfolgekrieg formell beendete und ein machtpolitisches Gleichgewicht in Europa herstellte.
Es gehe bei den «Guten Diensten» darum, Brücken zu bauen und den Dialog zwischen den Streitparteien zu führen, hielt Widmer-Schlumpf fest. Das bedeute jedoch nicht, dass die Schweiz bei Verletzungen des Völkerrechtes schweigen müsse.
Frieden sei zwar für viele zur Selbstverständlichkeit geworden, nicht jedoch für die Menschen in der Ukraine oder im Nahen Osten. Frieden hänge auch davon ab, wie man gemeinsam nach Lösungen suche, betonte die Bundesrätin. Auch in der Schweiz selbst brauche es einen «Willen zum Dialog».
Kellenberger: «EU ist wichtigstes Friedensprojekt»
Jakob Kellenberger, ehemaliger Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), wies darauf hin, dass alle Parteien des Spanischen Erbfolgekrieges heute Mitglieder der Europäischen Union (EU) sind.
Die EU sei das seit Jahrhunderten wichtigste und erfolgreichste Friedensprojekt. Die 28 Mitgliedstaaten seien die Träger und die Hoffnung eines dauerhaften Friedens in Europa, hiess es in Kellenbergers Redetext.
Der Aargauer Landammann Roland Brogli spannte in seiner Rede ebenfalls einen Bogen zur Gegenwart. Die Schweiz stehe am Scheideweg zwischen Offenheit und Abschottung in der Aussenpolitik. Kaum je habe sich das Land dermassen der Isolationsgefahr ausgesetzt wie in der Debatte über die Personenfreizügigkeit und den Verbleib der Schweiz im EU-Binnenmarkt.
Friedliches Baden als Zentrum Europas
Der Friedenskongress von Baden 1714 ist der erste internationale Friedenskongress in der Eidgenossenschaft. Er gilt als frühes Beispiel für die «Guten Dienste», welche die Schweiz weltweit auf dem diplomatischen Parkett bis heute leistet.
Am 7. September 1714 hatten in Baden Marschall de Villars und Prinz Eugen von Savoyen den letzten der drei Friedensverträge unterzeichnet. Die Verträge beendeten formell den Spanischen Erbfolgekrieg.
Die Verhandlungen wurden von den Delegationen des habsburgischen Kaisers Karl VI. im Namen des Heiligen Römischen Reiches und des französischen Königs Ludwig XIV. geführt.
Während der dreimonatigen Verhandlungszeit logierten über 60 Delegationen aus ganz Europa in Baden und brachten viel Geld und Glanz in die Limmatstadt.
Der «Friede von Baden» ist ein wichtiges Geschichtsereignis, das in der Öffentlichkeit jedoch wenig bekannt ist. Der Vertrag markiert einen historischen Wendepunkt. Mit dem Abschluss der Verträge in Utrecht (1713), Rastatt und Baden (1714) waren erstmals Ansätze eines machtpolitischen Gleichgewichts der Kräfte in Europa erkennbar.
Zum verlustreichen Krieg um die spanische Erbfolge kam es, als 1700 der letzte spanisch-habsburgische König Karl II. kinderlos starb und in seinem Testament einen Enkel des «Sonnenkönigs» Ludwig XIV. zum Erben ernannte. Die europäischen Herrscherhäuser fürchteten sich vor einer bourbonischen Doppelmonarchie und schlossen sich in der «Grossen Allianz» zusammen.