Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf hat das belastende E-Mail in der Affäre Hildebrand schon vor der „Arena“-Sendung vom Freitag gekannt, wie sie am Mittwoch bekannt gab.
Es handelt sich um jenes E-Mail, in welchem der Bankkundenberater von Philipp Hildebrand festhält, Hildebrand habe einem Dollarkauf durch seine Frau im Vorfeld grundsätzlich zugestimmt.
Bankratspräsident Hansueli Raggenbass habe ihr am Freitag kurz vor ihrem Auftritt in der „Arena“ des Schweizer Fernsehens das E-Mail gezeigt, sagte Widmer-Schlumpf vor den Medien in Bern. Raggenbass habe gesagt, ihm sei das E-Mail schon vor der Medienkonferenz mit Hildebrand vom Donnerstag vorgelegen.
Auf die Frage, warum sie Hildebrand in der TV-Sendung trotzdem verteidigte, sagte Widmer-Schlumpf, sie habe in dieser kurzen Zeit nicht abschliessend beurteilen können, ob das Mail an der ganzen Situation etwas ändere.
Bundesrat bestellt Expertise
Der Bundesrat will zu den Vorgängen in der Nationalbank eine Expertise in Auftrag geben. Diese soll aufzeigen, welche Kompetenzen, Zuständigkeiten und Verantwortungen der Bankrat hat und welches die Möglichkeiten des Bundesrats sind.
Laut der Bundespräsidentin könnte es April oder Mai werden, bis die Nationalbank einen neuen Präsidenten hat. Zuerst werde das dritte Mitglied des Direktoriums gewählt, danach werde der Bundesrat den Präsidenten bestimmen. Zudem hänge der Zeitpunkt davon ab, wie schnell der, namentlich nicht genannte, Experte seinen Bericht vorlege.
Kantone hinter Bankrat
Die Kantonalen Finanzdirektoren wollen keine weiteren Rücktritte bei der Nationalbank. Christian Wanner, Präsident der Konferenz der kantonalen Finanzdirektoren, stärkt Bankratspräsident Hansueli Raggenbass den Rücken.
Er habe grosses Vertrauen in Raggenbass, erklärte Wanner in der Sendung „Heute Morgen“ vom Mittwoch von Schweizer Radio DRS. „Allein schon die Tatsache, dass der Bankrat bereit ist zu handeln, lässt Positives erwarten“, sagte Wanner. Darum gebe es keinen Grund für einen Rücktritt des Bankrats-Vorsitzenden.