Will er es Kilian Wenger und Matthias Sempach gleichtun, muss sich der neue (oder alte) Schwingerkönig schwer anstrengen. Acht Siege, wie Wenger und Sempach sie schafften, sind eine Art Grand Slam.
In der immer breiter, stärker und dichter werdenden Konkurrenz müsste es immer schwieriger werden, alle acht Gänge eines Eidgenössischen Festes zu gewinnen. Erstaunlicherweise sprachen die Ergebnisse der letzten beiden Eidgenössischen eine andere Sprache. Sowohl Kilian Wenger 2010 in Frauenfeld als auch Matthias Sempach 2013 in Burgdorf legten ihre acht Gegner allesamt auf den Rücken und wurden Schwingerkönige mit dem phantastischen Total von 79,00 respektive 79,25 Punkten. Sie büssten also über acht Gänge nur ungefähr so viele Punkte ein, wie einem Schwinger für einen aktiv geführten gestellten Gang abgezogen werden.
Nebst Wenger und Sempach wurden in der Nachkriegszeit nur drei weitere Schwinger mit lauter Siegen Könige, nämlich Max Widmer 1958 in Freiburg, Rudolf Hunsperger 1969 in Biel und Ernst Schläpfer 1980 in St. Gallen.
Dem stehen ein paar seltsame Festverläufe entgegen. Jörg Abderhalden 1998 in Bern und Arnold Forrer 2001 in Nyon landeten jeweils im 1. Gang platt auf dem Rücken – und wurden am Schluss dennoch als Schwingerkönige gefeiert. Abderhalden wurde in Bern vom starken Schwyzer Heinz Suter gebodigt, Forrer in Nyon vom Muttenzer Rolf Klarer, wie Suter ein Turnerschwinger. Die Nordostschweizer waren aber seinerzeit als Mannschaft dermassen stark, dass zuletzt wieder die eigenen Leute vorne waren. Heinz Suter, an beiden Festen als Königsanwärter gestartet, wurde in Bern von Christian Vogel und Beat Abderhalden zurückgebunden, nach einem sehr guten Start in Nyon im 4. Gang von Stefan Fausch. Wie Fausch selber darf Heinz Suter heute den stärksten Schwingern zugerechnet werden, die nie Könige wurden. Zu ihnen zählten etwas früher auch Eugen Hasler und Niklaus Gasser.
Die Abläufe der grossen Schwingfeste sind heute derart unberechenbar, dass jederzeit alles möglich ist. Ein Champion kann alle Gegner besiegen, er kann jedoch auch nach einem verlorenen ersten Gang auferstehen. Die Frage, ob die acht Siege der Könige Wenger und Sempach ein Zufall waren oder einen Trend markieren, kann wohl nicht schlüssig beantwortet werden.