Anhänger und Gegner des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi haben sich am Montag auf dem Tahrir-Platz in Kairo gewaltsame Auseinandersetzungen geliefert. Einem Bericht des staatlichen Fernsehens zufolge starb dabei mindestens ein Mensch.
26 Demonstranten wurden verletzt, als sich laut Augenzeugen Anhänger beider Lager unter anderem mit Steinen angriffen. Die Polizei versuchte, die Menge mit Tränengas auseinanderzutreiben.
Offenbar wollten die Anhänger Mursis auf den Platz vordringen, der zum Zentrum der Massenproteste gegen dessen Herrschaft und seiner Muslimbrüder geworden war.
Mursi, der erste frei gewählte Präsident des bevölkerungsreichsten arabischen Landes, war am 3. Juli vom Militär abgesetzt worden und befindet sich seitdem an einem unbekannten Ort in Haft. Aus Justizkreisen verlautete, er sei am 14. Juli zu seiner Flucht aus einem Gefängnis im Januar 2011 befragt worden.
Kampf vor Gericht
Mursis Familie will nun Armeechef Abdel Fattah al-Sisi wegen Entführung vor Gericht stellen lassen. Es würden rechtliche Massnahmen auf lokaler und internationaler Ebene gegen den Führer des blutigen Militärputsches unternommen, sagte Mursis Tochter Schaimaa am Montag in Kairo.
Armeechef Al-Sisi und die Militärführung würden für die Gesundheit und Sicherheit ihres Vaters verantwortlich gemacht, sagte Schaimaa Mursi. Ihr Bruder Usama Mursi sagte, kein Familienmitglied habe Kontakt mit dem Vater gehabt seit dessen Sturz.
Auch EU fordert Freilassung
Auch die EU-Aussenminister forderten am Montag die Freilassung Mursis und schnelle Neuwahlen in Ägypten. Zu den wichtigsten Aufgaben zähle nun neben einem Ende der politisch motivierten Festnahmen auch die Freilassung aller politischen Gefangenen, inklusive Mursis, hiess es in einer Stellungnahme.
«Die Streitkräfte dürfen keine politische Rolle in einer Demokratie spielen», betonten die EU-Aussenminister, die sich «tief besorgt» über die Lage in dem nordafrikanischen Krisenland zeigten.
Am Montagabend sollte Übergangspräsident Adli Mansur anlässlich des Jahrestags der Beseitigung der Monarchie 1952 durch die Freien Offiziere unter Gamal Abdel Nasser eine Rede halten.
Die Übergangsregierung lud die Öffentlichkeit ein, Anträge zu Änderungen der umstrittenen Verfassung einzubringen, die im Dezember von einer durch die Islamisten dominierte Versammlung verabschiedet worden war. Die Regierung und die Expertenkommission für die Überarbeitung der Verfassung waren am Sonntag erstmals zusammengekommen.
Tödliche Angriffe auf dem Sinai
Auf der Halbinsel Sinai griffen in der Nacht zum Montag bewaffnete Extremisten mehrere Kasernen und Polizeiwachen an. In der Provinzhauptstadt Al-Arisch und in den Ortschaften Scheich Suwaid und Rafah an der Grenze zum Gazastreifen wurden insgesamt drei Zivilisten getötet, wie Spitalärzte bestätigten.