Wiederaufbau in Haiti kommt zwei Jahre nach Beben nur langsam voran

Zwei Jahre nach dem verheerenden Erdbeben mit rund 200’000 Toten kommt der Wiederaufbau in Haiti nur schleppend voran. Rund 520’000 Menschen leben noch in Zeltstädten, wie die internationale Organisation für Migration (IOM) am Dienstag mitteilte.

Immer noch leben viele Menschen in Haiti in Zelten (Bild: sda)

Zwei Jahre nach dem verheerenden Erdbeben mit rund 200’000 Toten kommt der Wiederaufbau in Haiti nur schleppend voran. Rund 520’000 Menschen leben noch in Zeltstädten, wie die internationale Organisation für Migration (IOM) am Dienstag mitteilte.

Im Juli 2010 waren es 1,5 Millionen Menschen gewesen. Das Stadtbild der Hauptstadt Port-au-Prince ist weiterhin von zerstörten Häusern und Schutt geprägt.

IOM-Sprecher Jumbe Omari Jumbe warnte jedoch vor einem zu hastigen Wiederaufbau. Es dürfe nicht geschehen, dass durch einen voreiligen Bau von Häusern dieselben Bedingungen geschaffen würden, die vor zwei Jahren zum Tod so vieler Menschen geführt hätten, sagte er.

Noch keine Normalität

Von Normalität könne noch nicht die Rede sein, teilte die Hilfsorganisation Care anlässlich des Jahrestags des Erdbebens am 12. Januar mit. Haiti stehe weiterhin vor „grossen Herausforderungen beim Wiederaufbau“.

Trotz der Probleme sieht das UNO-Kinderhilfswerk UNICEF kleine Fortschritte. Laut einem neuen Bericht des Hilfswerks können inzwischen wieder mehr als 750’000 Kinder in Haiti zur Schule gehen. Allerdings seien die Überlebenschancen und Entwicklungsperspektiven von 4,3 Millionen Kindern und Jugendlichen weiter unzureichend.

Die Hilfsorganisation Médecins du Monde zeigte sich am Dienstag beunruhigt darüber, dass Nichtregierungsorganisationen (NGO) damit beginnen, ihre Hilfe einzustellen. Der Staat sei noch nicht fähig, die Aufgabe zu übernehmen, sagte Nago Humbert, Präsident von MdM Schweiz.

Das Hilfswerk Ärzte ohne Grenzen (Médecins sans frontières, MSF) wies seinerseits in Genf darauf hin, dass es bei der Einrichtung des Gesundheitssystems in Port-au-Prince und Umgebung zu Verzögerungen komme. Zudem bleibe der Zugang zu Notfallbehandlungen für eine Mehrheit der Haitianer schwierig.

Schweizer Hilfswerke vor Ort

Auch Schweizer Hilfsorganisationen und der Bund engagieren sich beim Wiederaufbau. Von den für Haiti durch die Glückskette gesammelten 66 Millionen Franken wurden inzwischen über die Hälfte in 50 Projekte investiert.

Davon wurden 28 bereits abgeschlossen; 22 sind noch in Arbeit, wie die Glückskette Ende 2011 mitteilte. 16 Schweizer Hilfsorganisationen sind vor Ort im Einsatz und unterstützen mehr als eine halbe Million Menschen.

Der Bund hatte für Haiti 36 Millionen Franken für den Wiederaufbau versprochen. Davon wurden nach Angaben der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) 17,7 Millionen Franken 2010 und 16,2 Millionen im vergangenen Jahr eingesetzt.

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