Der niederländische Kronprinz Willem-Alexander will ein König zum Anfassen sein. «Ich bin kein Protokoll-Fetischist», sagte der 45-Jährige knapp zwei Wochen vor seiner Krönung in einem grossen Fernsehinterview am Mittwochabend.
«Die Leute können mich ansprechen, wie sie möchten, weil sie sich dann wohlfühlen.» Willem-Alexander unterscheidet sich damit von seiner Mutter, Königin Beatrix, die stets auf die Anrede «Majestät» Wert legte.
Wert auf Tradition
Willem-Alexander sagte, er wolle als König die Tradition der 200-jährigen Monarchie seines Landes aufrechterhalten. Er würde aber eine Entscheidung des Parlaments, ihm eine rein repräsentative Rolle zuzuweisen, akzeptieren, versicherte der Prinz von Oranje.
«Damit habe ich absolut kein Problem. (…) Und wenn meine Unterschrift dazu notwendig ist, werde ich unterschreiben», sagte er im Interview, das er an der Seite seiner Frau Máxima gab. Derzeit gibt es in den Niederlanden eine Kontroverse über das Jahresgehalt des Königs in Höhe von 850’000 Euro.
«Ich werde zuallererst ein traditioneller König sein, basierend auf der Tradition meiner Vorgänger, die für Kontinuität und Stabilität der Nation stehen», sagte Willem-Alexander. Aber die Monarchie müsse hinter dem Willen der Gesellschaft zurückstehen.
«König des 21. Jahrhunderts»
«Ich will auch ein König des 21. Jahrhunderts sein, der die Gesellschaft vereinen, repräsentieren und ermutigen will», sagte er. In dem zur besten Sendezeit im öffentlich-rechtlichen Sender NOS und im Privatsender RTL ausgestrahlten Interview standen Willem-Alexander und seine Ehefrau Máxima zwei Journalisten 50 Minuten lang Rede und Antwort.
Zu der öffentlichen Kritik an einer Luxus-Ferienvilla des Paares in Mosambik sagte der Prinz, jeder Mensch mache Fehler. «Wenn man Fehler macht, muss man daraus lernen und sicher gehen, dass sie nicht wieder passieren.»
Manche werfen dem künftigen Staatsoberhaupt zudem vor, in seiner Jugend zu viel gefeiert zu haben. Der Hang zu feucht-fröhlichen Partys brachte ihm den Spitznamen «Prins Pilsje» ein.
Der Kronprinz löst Beatrix am 30. April an der Spitze der niederländischen Monarchie ab. Der Erstgeborene der Königin, der am 27. April 46 Jahre alt wird, wird der erste König der Niederlande seit mehr als hundert Jahren sein. Die 75-jährige Beatrix hatte Ende Januar nach 33 Jahren auf dem Thron ihre Abdankung angekündigt.
Máximas Vater bei Krönungszeremonie nicht dabei
Nicht eingeladen zur Krönungszeremonie ist der Vater der künftigen Königin Máxima. Jorge Zorreguieta war in den 1970er Jahren während der argentinischen Militärdiktatur Landwirtschaftsminister und hatte deshalb schon nicht an der Hochzeit seiner Tochter in den Niederlanden teilnehmen dürfen.
Darauf angesprochen sagte Máxima im Interview, sie habe die Entscheidung, ihren Vater nicht einzuladen, gemeinsam mit der Familie getroffen. «Dies ist eine konstitutionelle Veranstaltung, bei der mein Mann König wird und mein Vater gehört dort nicht hin, besonders wenn es strittige Fragen gibt», sagte sie. «Er bleibt mein Vater und wir geniessen weiterhin unsere privaten Momente.»