Am fünften Jahrestag des Amoklaufs im süddeutschen Winnenden ist dort am Dienstagmorgen der Opfer gedacht worden. Um 9.33 Uhr läuteten in der Kleinstadt in Baden-Württemberg für fünf Minuten die Kirchenglocken.
Zu dieser Zeit war am 11. März 2009 der erste Notruf bei der Polizei eingegangen. Ein ehemaliger Schüler war in die Albertville-Realschule eingedrungen und hatte mit der Pistole seine Vaters während des Unterrichts acht Schülerinnen, einen Schüler und drei Lehrerinnen ermordet. Auf seiner Flucht nach Wendlingen erschoss der 17-Jährige drei weitere Menschen und sich selbst.
An einer neuen Gedenkstätte im Stadtgarten in Sichtweite der Schule verlas Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth vor den Trauernden die Namen der Ermordeten und ihr Alter. Zum Grossteil waren die Opfer nur 15 oder 16 Jahre alt.
Der jugendliche Täter hatte beim Anschlag 285 Kugeln Munition dabei. Sein Vater hatte die Waffe unverschlossen im Kleiderschrank aufbewahrt, die Munition im Nachttisch. Der Unternehmer wurde wegen Verstosses gegen das Waffengesetz zu eineinhalb Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.
Juristisches Nachspiel
Sein Sohn war 2008 in psychiatrischer Behandlung und hatte von Hass und Tötungsfantasien gesprochen. Wie sich zeigte, war er süchtig nach Computer-Ballerspielen und ein Waffennarr.
Die Stadt Winnenden hat eine Klage gegen die Eltern des Todesschützen angekündigt. Sie seien nicht bereit gewesen, sich «in irgendeiner Weise» an der Schadensregulierung zu beteiligen, hiess es. Die Versicherung und die Anwälte der Opfer und Angehörigen haben unterdessen eine Lösung gefunden.
Aber auch der Vater des Täters selbst streitet zivilgerichtlich: Er will, dass das Zentrum für Psychiatrie in Weinsberg mögliche Schadenersatzforderungen übernimmt. Die Klinik habe ihn nicht von der Gefahr berichtet, die von seinem Sohn ausging.