Der Wintersturm „Joachim“ ist am Freitag zum Teil in Orkanstärke über die Schweiz gefegt. Er verursachte grosse Schäden, unterbrach Strassen- und Schienenverbindungen und brachte viel Regen und in höheren Lagen Schnee. Mehrere Menschen wurden verletzt.
Auf den Gipfeln wurden die stärksten Böen gemessen. Auf dem Säntis waren es 176 km/h, auf dem Chasseral im Jura 174 km/h, auf dem Pilatus 159 km/h und auf Les Diablerets VD 151 km/h, wie die Wetterdienste MeteoSchweiz und MeteoNews mitteilten. Zahlreiche Bergbahnen stellten wegen des Windes ihren Betrieb ein.
In der Ajoie JU wurden Windgeschwindigkeiten von 122 km/h gemessen, in Delsberg 106 und in der Stadt Basel 103 km/h und in der Nähe von Bern 136 km/h, wie SF Meteo schrieb. „Joachim“ hinterliess auch im Baselbiet seine Spuren, vor allem im Laufental und im Oberbaselbiet.
Wegen der grossen Mengen von Neuschnee stieg die Lawinengefahr. Für das Wallis und Teile des Berner Oberlandes gab das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung die Stufe 4 (grosse Lawinengefahr) aus. Für den Rest der Alpen gilt für Samstag Stufe 3 (erhebliche Gefahr). Im Tessin ist die Lawinengefahr mit Stufe 2 am kleinsten.
Jura stark betroffen
Von den Winden geplagt war am Morgen vor allem der Jurabogen. Bei einer Zugsentgleisung zwischen Tavannes und Tramelan im Berner Jura wurden vier Personen leicht verletzt. Eine Tanne war am frühen Morgen auf das Trassee gestürzt und liess einen Teil des Zuges entgleisen.
In der Ajoie im Jura wurden zwei Personen verletzt, als ein Baum auf ihr Auto stürzte. Beide mussten von der Feuerwehr aus dem Wrack geborgen werden.
Dach aufgerissen
Schlimm erwischte der Sturm die Bewohner eines Wohnhauses im jurassischen Courrendlin nahe Delsberg, die wegen Einsturzgefahr evakuiert werden mussten. Der Sturm hatte einen Teil des Daches weggerissen.
Pech hatte ein 36-jähriger Lastwagenfahrer im Baselbiet, dessen Gefährt samt Anhänger auf der Strasse von Diegten nach Hölstein von einer Windböe erfasst wurde und umkippte. Dabei wurde der Fahrer verletzt. Der Anhänger war schon zuvor umgekippt, war von einer Abschleppfirma aber wieder aufgestellt worden. Auf der Weiterfahrt erfasste dann eine weitere Böe den gesamten Lastenzug.
Auto-Notverlad am Lötschberg
Niederschläge in Form von Schnee sorgten auch im Goms und am Lötschberg für Bahnunterbrüche. Nachdem im Lötschental über Nacht bis zu einem Meter Schnee gefallen war, musste der Bahnhof Goppenstein wegen Lawinengefahr geschlossen werden. Im Goms wurden am Nachmittag Bahn und Strasse zwischen Niederwald und Oberwald wegen Lawinengefahr gesperrt.
Die BLS stellte deshalb den Autoverlad zwischen Goppenstein und Kandersteg BE ein, liess aber mit einem Not-Verlad Autozüge zwischen Brig und Kandersteg BE zirkulieren. In Verbier VS mussten rund ein Dutzend Personen aus Chalets evakuiert werden, die sich in einer lawinengefährdeten Zone befinden.
Annullierte Flüge
Auch der Flughafen Zürich bekam den Sturm zu spüren: Bis am Abend mussten 119 Flüge annulliert werden. Die anderen Flüge erhielten zwischen 30 und 60 Minuten Verspätung. Vor den Schaltern der Fluggesellschaften bildeten sich lange Schlangen, weil viele Passagiere umbuchen wollten, sagte eine Sprecherin.