Wir stehen an einem totalen Neubeginn – und haben nicht den Mut, nach vorne zu schauen!

Es gibt dieses Phänomen in der Optik, dass zwei oder mehr Punkte ab einer gewissen Distanz zu einem Punkt verschmelzen. Dasselbe Phaänomen gibt es auch in der Zeit. Je weiter wir von gewissen Ereignissen entfernt sind und zurück schauen, um so mehr werden gewisse Ereignisse zusammenschmelzen. Wenn wir in 200 oder 300 Jahren auf diese, […]

Es gibt dieses Phänomen in der Optik, dass zwei oder mehr Punkte ab einer gewissen Distanz zu einem Punkt verschmelzen. Dasselbe Phaänomen gibt es auch in der Zeit.

Je weiter wir von gewissen Ereignissen entfernt sind und zurück schauen, um so mehr werden gewisse Ereignisse zusammenschmelzen. Wenn wir in 200 oder 300 Jahren auf diese, unsere Zeit schauen werden wir eine Zeit sehen, in der Polit- und Gesellschaftssysteme zusammengebrochen sind.

Ich habe als Jugendlicher erlebt, wie der Kommunismus zusammenbrach und totgesagt wurde. Natürlich lebte er noch in der einen oder anderen Form da und dort fort. Doch gilt dieses Politische System als gescheitert. Jetzt, gerade mal 25 Jahre später, erleben wir den Zusammenbruch des Kapitalismus, das Ende der Freien Marktwirtschaft. Was wir tagtäglich an Meldungen lesen von Rettungsschirmen, Konjunkturprogrammen, Steuerreformen und „Too-Big-To-Fail-Strategien“, sind verzweifelte Versuche dieses, unser System zu retten.

Was die wachsende Occupy-Bewegung zum Ausdruck bringt, ist nichts anderes als dass von immer mehr Menschen erkannt wird, dass dies auch wirklich so ist. Es ist ein Unbehagen, eine Unzufriedenheit mit der Herrschenden Situation. Es ist der verzweifelte Ruf nach dem Neuen.

Was wir im Moment nicht haben ist ein fertiges, neues System, welches wir einfach übernehmen können. Damals, vor 25 Jahren, nach dem Zusammenbruch des Kommunismus, hat sich die Welt in den Kapitalismus „geflüchtet“. Jetzt haben wir kein solches Alternativ- System zur Hand.

Darin liegt einer der Vorwürfe an die Occupy-Bewegung. Es fehlten die Lösungen, die klaren Forderungen, unklar sei alles und diffus.

Ja, das mag so sein. Was dabei aber unbeachtet bleibt ist, dass wir an einem totalen Neuanfang stehen. Wir stehen an einem totalen Neubeginn und viele Menschen haben noch nicht den Mut, nach vorne zu schauen. Es ist nicht Möglich in die Zukunft zu sehen, also können wir nicht wissen was die Zukunft uns bringt und von uns verlangt. Was wir aber haben, sind viele gute Ideen und durchaus berechtigte Forderungen welche nicht nur, aber auch durch die Occupy-Bewegung vertreten werden.

Was steht einem Bedingungslosen Grundeinkommen für Alle im Weg? Warum nicht einen Schuldenschnitt für Alle wagen? Warum nicht einfach die Zinsen abschaffen? Warum nicht die Spekulationen mit Rohstoffen, Grund und Boden beenden? Warum nicht einfach etwas Neues wagen?

Wir haben Angst. Ja, wir Menschen haben eine unsagbare Angst, das Alte loszulassen. Dann es geht nicht nur darum, ein System oder eine Staats- oder Gesellschaftsform zu stürzen. Mit dem Neuanfang sind wir gezwungen, auch eigene Identifikationen fallen zu lassen. Wir müssen schauen, wo wir selber unheilsamen Ideologien, Systemen und Strategien gefolgt sind.

Wo finde ich selber Geiz ganz geil? Davor haben wir Angst. Gerade in der Schweiz wiegen wir uns lieber noch in der PW- PC- TV-Sicherheit und stempeln schnell die „Occupy Spinner“ als ahnungslose, unrealistische Idealisten ab. Wir haben noch nicht, wie Menschen in andere Staaten und Weltregionen erlebt, dass wir bereits am moralischen Ende dieses Systems angelangt sind.

Ich finde es berechtigt sich darüber zu entsetzen, dass 1% der Weltbevölkerung ebenso viel Geld besitzt wie die Restlichen 99%! Das ist doch in der Tat eine Ungleichheit sondergleichen.

Die Frage ist, wie gehen wir jetzt mit dieser Ungerechtigkeit und unserer Wut darüber um?

Werfen wir Steine und Farbbeutel nach Banken und Regierungssitzen, setzen wir Container und Häuser in Brand? Wen ärgern wir damit und was wollen wir damit bewirken? Kann sein, dass das meinem Ärger mal Ausdruck verschafft. Ich bin aber überzeugt, die Frau und der Herr am Bankschalter, der Polizist an der Absperrung, ja sogar der, in unseren Augen „reiche“ Filialleiter gehört wie wir zu den 99%. Wir werden dem unerreichbaren „Phantom 1%“ keine Angst machen, ja womöglich es nicht mal ärgern. Da stehen noch genügend „99%“ schützend davor!

Letzthin, und ich bin sehr dankbar für diese Frage, wurde ich gefragt: „Angenommen die Occupy-Fee kommt und bringt die „bösen 1%“ zu einem anderen Stern – ist dann auf unserer Erde plötzlich Gerechtigkeit & Friede für alle da?“

Erst hab ich mich über diese Frage geärgert, bis ich erkannt habe, dass der Schlüssel zum Wohle Aller nur bei mir, bei dir und bei jedem einzelnen von uns zu finden ist. Nur wenn „Wir 99%“ das Spiel nicht mehr spielen, kann das Neue beginnen. Es besteht die Gefahr, dass ich im Alten hängenbleibe wenn ich es zerstören oder bekämpfen will. Ich muss nur aufstehen und in das Neue gehen, die Figuren und das Brett einfach stehen lassen…

Das heisst im übertragenen Sinn: Ich muss nicht gegen die Banken kämpfen, solange ich dort mein eigenes Geld sicher auf dem Konto habe. Ich muss nicht über die Versicherungen herziehen, solange ich selbst „mein Leben“ versichert habe. Ich muss nicht die Abschaffung des Zins fordern, solange ich selber davon profitieren will. Ich muss nicht dem Gegenüber vorwerfen, dass er etwas hat, das ich eigentlich gerne hätte.

Du kannst Jetzt deine Versicherungen kündigen, jetzt all dein Geld abheben und unter deine Matratze legen oder du bringst es auf eine der beiden Banken in der Schweiz, bei denen du ein Konto zu 0% Zinsen bekommst.

Du kannst ab Jetzt dein Leben so leben, dass es Bezug hat und Sinn macht für das Ganze.

Das Neue, unser Aller Zukunft wird nur funktionieren wenn ich bereit bin, ganz konsequent Friede und Gerechtigkeit im Alltag, im Innen wie im Aussen zu leben. Jeden Tag neu! Wir alle müssen das üben. Das ist uns leider nicht in die Wiege gelegt worden. Aber wir alle haben das Potential dazu. Und es fordert den Mut ins Unbekannte aufzubrechen. Mut, den immer mehr Menschen verspüren werden.

Und dazwischen steht die Occupy Bewegung. Zwischen berechtigter Wut und Entsetzen über die Ungerechtigkeit einerseits und dem freudigen, aber noch diffusen Wissen, das etwas Neues bereits da ist.

Es ist dieser Mut zur Eigenverantwortung, diese Freude und Freiheit, welche dem „1%“ die grösste Angst macht, denn dagegen kann man mit Geld nichts machen.

Am 11.11. `11 um 11:11 Uhr wird Weltweit zu der Aktion „We Are One, Occupy the Streets, Occupy The World“ aufgerufen. In Basel auf der Elisabethenanlage findet am 11.11. 2011 von 11:11 bis 13:11 Uhr eine bewilligte Kundgebung statt.
We Are One, 100%, 7 Milliarden, We Occupy the World!

Nützen wir das für einen friedlichen Neuanfang, ein Miteinander in Friede und Gerechtigkeit zum Wohle aller!
Wagen wir den Neuanfang, mit Freude, guten und bunten Ideen, und vor allem mit der vollen Verantwortung für dich und die ganze Welt.

„Bald werden wir so weit sein, dass wir, wenn wir nicht mehr weiterwissen, keine Münze mehr werfen müssen, sondern ganz frei, im Hier und Jetzt entscheiden, welchen Weg wir gehen wollen!“

Kaspar Heer Kraft

Weiterer Termin:

Diskussionsrunde zwischen Occupy-Basel und dem Generalsekretär der BIZ, Peter Dittus, am Donnerstag, 10. November 2011 um 19:00 Uhr an der Hochschule für Soziale Arbeit Basel (Thiersteinerallee 55/57)

Kontaktmöglichkeit für organisatorische Fragen und dergleichen: andreas.wyss@socialthink.ch

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