Nach dem EU-Austritts-Votum Grossbritanniens war die Angst vor negativen Wirtschaftsfolgen in den übrigen europäischen Staaten gross. Im ersten Quartal nach der Abstimmung bestätigen sich die Sorgen noch nicht. Für Entwarnung ist es aber wohl noch zu früh.
Im dritten Quartal stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im gemeinsamen Währungsgebiet um 0,3 Prozent, wie das europäische Statistikamt Eurostat am Montag in einer vorläufigen Schnellschätzung in Luxemburg mitteilte. Von April bis Juni hatte das BIP im Vergleich zum Vorquartal ebenfalls um 0,3 Prozent zugelegt.
Die Briten hatten in einem Referendum am 23. Juni für den Austritt aus der Europäischen Union gestimmt. Das britische Pfund verlor daraufhin stark an Wert. Ökonomen befürchteten, dass die übrige EU-Wirtschaft und vor allem die Eurozone ebenfalls die Folgen des Brexit-Votums zu spüren bekommen. Der offizielle Austrittsantrag Grossbritanniens ist allerdings noch nicht erfolgt. Er wird im kommenden Jahr erwartet.
Im Euroraum hatte zuletzt etwa Frankreich vergleichsweise positive Zahlen vorgelegt. Das BIP der zweitgrössten Volkswirtschaft der Eurozone legte demnach im dritten Quartal um 0,2 Prozent zu. Im Vorquartal war die französische Wirtschaft noch um 0,1 Prozent geschrumpft.
Auch die britische Wirtschaft hatte sich nach dem Brexit-Votum zunächst überraschend robust gezeigt. Die Wirtschaftsleistung wuchs demnach im dritten Quartal um 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Im zweiten Quartal hatte das Wachstum 0,7 Prozent betragen. Ökonomen gehen davon aus, dass sich die negativen Folgen der Brexit-Entscheidung in den kommenden Monaten stärker zeigen werden.
«Europas Wirtschaft zieht ruhig ihre Bahnen», sagte der Chefökonom der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), Jörg Zeuner. Die Stabilität der wirtschaftlichen Erholung sei ein «grosses Plus» angesichts etwa des Brexit-Votums. «Mit dem Wachstumstempo können wir aber noch nicht zufrieden sein.»
Die Statistikbehörde Eurostat wird voraussichtlich in einer weiteren Schätzung im November detaillierte Zahlen für die 19 Länder der Eurozone sowie die 28 EU-Staaten vorlegen.