Der Verein Forschung für Leben (FfL) übt scharfe Kritik an drei Mitgliedern der Tierversuchskommission, die den Entscheid des Zürcher Regierungsrates zum Affenversuch an das Verwaltungsgericht weitergezogen haben. Das Vorgehen sei verantwortungslos.
Der Regierungsrat hatte im Dezember den Tierversuch mit Rhesusaffen am Institut für Neuroinformatik (INI) der ETH und der Universität Zürich befürwortet. Dass dieser Entscheid nun an das Verwaltungsgericht weitergezogen werde, sei zu erwarten gewesen, aber deshalb nicht minder verantwortungslos, schreibt der Verein FfL in einer Mitteilung vom Montag.
Das INI und der verantwortliche Forscher würden damit bei der biomedizinischen Forschung auf Monate hinaus behindert. Die Verzögerung koste enorm viel Geld und löse das Dilemma nicht, in dem sich die Forschung mit Primaten befinde.
Im Gegenteil: Der FfL befürchtet, dass wegen des «massiven Drucks von Tierversuchsgegnern» ein guter Teil oder die gesamte Forschung mit und an Affen ins Ausland verlegt werde. Damit würde der Forschungsstandort Schweiz an Bedeutung verlieren.
Versuche «absolut notwendig»
«Durch ihre Sturheit», so FfL in seiner Mitteilung, «retten die Tierschützer keinen einzigen Affen, da diese Versuche, die für das medizinische Verständnis von neurologischen Vorgängen im Gehirn absolut notwendig sind, dann einfach von Forschern in andern Ländern durchgeführt werden.» Und dort seien die Tiere weit weniger geschützt und kontrolliert als in der Schweiz.
Versuche mit «nichtmenschlichen Primaten» hätten in der Vergangenheit dazu beigetragen, das Leben von Hunderttausenden von Menschen zu retten. Die Liste der medizinischen Erfolge mit Affenversuchen sei lang. Dazu gehörten etwa Impfungen gegen Kinderlähmung, Masern und Diphterie, die antivirale Therapie bei HIV oder Immunsuppression nach Organtransplantationen, um Abstossungen zu verhindern.
Im Rahmen des Tierversuchs am INI wollen Forscher bei Rhesusaffen die Aktivität von Nervenzellen messen und so Erkenntnisse zur Funktionsweise des präfrontalen Cortex gewinnen. Das ist jener Gehirnteil, der dem Menschen viele seiner kognitiven Fähigkeiten erlaubt.
Eine neu entwickelte Methode soll die komplexen Nervennetze im präfrontalen Cortex aufschlüsseln. Die Forscher versprechen sich davon wegweisende Ansätze für die künftige Behandlung von psychischen Erkrankungen.
Schon früher umstritten
2009 hatte das Bundesgericht nach einem mehrjährigen Rechtsverfahren einen Tierversuch mit Primaten an der Universität Zürich untersagt. Ausschlaggebend war die schwere Belastung, die den Tieren im Versuch hätte zugefügt werden sollen.
Geplant war die Implantation von Elektroden ins Gehirn sowie eine Kopfhalterung am Schädel, die zur Fixierung der Affen im so genannten «Primatenstuhl» dienen sollte.
Beim geplanten Versuch mit Rhesusaffen sei die Belastung der Tiere geringer als bei früheren Experimenten, begründete der Regierungsrat seine Zustimmung. Den Tieren würden keine übermässigen Schmerzen, Leiden oder Schäden zugefügt.