In der Nähe des Rütli locken ein mächtiger Wasserfall und stille Winkel zum Baden. Während sich rund um den Vierwaldstättersee die Touristen tummeln, haben wir zwischen Treib und Beckenried den See für uns.
Wir beginnen unsere Wanderung in Treib, wo wir nach zwei Stunden Schifffahrt von Luzern her Lust auf Bewegung haben. Ein einsames Strässchen führt hinauf nach Volligen, einem Weiler von Seelisberg. Wer Hunger hat, sollte im dortigen Restaurant auf der herrlichen Aussichtsterrasse speisen. Hier kehren die Einheimischen ein: Die Teller sind üppig, Salate und Steaks haben Klasse und sind wunderbar angerichtet.
Nach der Stärkung gehts auf einem schmalen Pfad über Wiesen und Weiden an schönen alten Gaden vorbei, immer leicht aufwärts Richtung Triglis und Beckenried. Der Blick auf See und Berge ist gewaltig. Wir kommen an einem völlig mit Efeu überwucherten Haus vorbei, wo man wetterbeständige handgegossene Engel kaufen kann – «Ä Engel fir üfä Jakobswäg oder fir dähäimä». Wir sind nämlich per Zufall auf dem Jakobsweg. Und, wie man dem Satz anmerkt, sind wir im Kanton Uri, an der Grenze zu Nidwalden.
Blick zurück auf die Mythen
Weiter oben führt noch einmal ein kurzes Stück über ein stilles Strässchen, dann gehts unter einer senkrecht abfallenden Felswand in den Wald hinein. Der schöne Pfad schlängelt sich dem felsigen Hang entlang. Da und dort haben wir durch die Bäume einen grossartigen Blick zurück auf das Gipfelpaar der Mythen. Unten glitzert der See, das eine oder andere Schiff tuckert darüber.
Bei dieser Wanderung ist gutes Schuhwerk gefragt. (Bild: Daniel Zahno)
Bei zwei, drei steilen Passagen kommen wir ganz schön ins Schnaufen – und sind froh, tragen wir gute Wanderschuhe. Ein Spaziergang ist das nicht, auch wenn wir nie viel höher als auf 800 Meter steigen. Beim Haselholz nehmen wir die Abzweigung nach Risleten. In fünfzehn Minuten stehen wir auf einer Brücke, die über die spektakulären Risleten-Wasserfälle führt: es schäumt, es sprudelt, es spritzt, das Wasser stürzt sich zwischen den mächtigen Felsen die Schlucht hinunter, bildet unzugängliche Wannen, um gleich aufs Neue über Felsen zu springen.
Nichts für schwindelfreie Schwimmer: Die Risleten-Wasserfälle. (Bild: Daniel Zahno)
Der schmale, steile Weg hinunter zum türkis glänzenden See quert die Fälle gleich drei Mal, Trittsicherheit ist hier Voraussetzung.
(Bild: Daniel Zahno)
Unten kommt man unter einer mächtigen Felswand zu einem einsamen Badeplätzchen. Über kleinere Felsen gelangt man hier in den See – und hat ihn ganz für sich allein. Auch später tun sich einsame Badeplätzchen auf, die etwas Mut benötigen. Aber was für ein Gefühl, in dem zauberhaften See ganz allein auf die Mythen zuzuschwimmen!
Hier lässt sich schön baden
Das letzte Wegstück der rund drei, vier Stunden dauernden Tour holt uns dann von unserem Abenteuer- und Romantiktrip zurück in die Realität: Die A2 verlässt den Seelisbergtunnel, und der Wanderweg unter der Autobahn lässt uns trefflich über unseren Mobilitätswahn sinnieren. Beckenried ist dann, trotz Autobahnnähe, wieder beschaulich: Auch hier lässt es sich hier und da schön baden. Und am See gut essen.
Nach der Übernachtung im Privatzimmer der Familie Scheuber kann man am nächsten Tag mit dem Schiff oder dem Bus nach Ennetbürgen, um dort am Ausläufer des Bürgenstocks weitere wilde Badeplätzchen zu entdecken. Auf keinen Fall verpassen sollte man, mit dem letzten oder zweitletzten Kursschiff von Beckenried nach Luzern in den Sonnenuntergang hineinzufahren – das Schiff ist halb leer, die Stimmung fast mystisch.
• Anbeissen: Herrliche Salate und Steaks im Restaurant Volligen.
• Abtauchen: In der Nähe von Risleten gibt es Badeplätzchen, wo man den See ganz für sich alleine hat.
• Absteigen: Bei Familie Scheuber in Beckenried gibt es günstige Zimmer.
• Anschauen: Der Risleten-Wasserfall mit seinen zahllosen Kaskaden ist ein spritziges Spektakel.
• Abfahren: Mit dem letzten oder zweitletzten Kursschiff nach Luzern in den Sonnenuntergang hineinzufahren, ist fast schon mystisch.