Wo sich einst Karl der Grosse von seinen Strapazen erholte, lassen auch wir es uns gutgehen.
Was für Basel die Läckerli, sind für Aachen die Printen. Dieses feine lebkuchenartige Gebäck gab es früher nur um die Weihnachtszeit. Heute wird es das ganze Jahr von Bäckereien rund um den Dom feilgeboten. Schleckmäuler sollten auch eine andere Aachener Spezialität probieren: den Reisfladen, eine Art Milchreiskuchen.
So lecker Printen und Reisfladen auch sind, wegen ihnen allein würden die wenigsten nach Aachen reisen – die Fahrt mit dem Zug dauert ab Basel immerhin fünf Stunden. Der touristische Hauptmagnet ist der Dom. Dieses Gotteshaus ist in mehreren Bauphasen entstanden. Sein eindrücklichster Teil, das Oktogon, ist im 8. Jahrhundert von Karl dem Grossen als Kapelle der Aachener Kaiserpfalz gebaut worden.
Als Vorbild für das achteckige Gebäude diente die Basilika San Vitale in Ravenna. Beim Bau des Doms soll auch der Teufel seine Finger im Spiel gehabt haben. Als Gegenleistung mussten ihm die Aachener Bürger die Seele jenes Lebewesens versprechen, das als Erstes das Gotteshaus betrat – die Schlaumeier sorgten dafür, dass es ein Wolf war. Als der Teufel voller Ärger das Weite suchte, riss er sich einen Daumen an einer Wolfstüre des Doms ab.
Rathaus statt Königshalle
Nur ein paar Schritte weiter stehen wir vor dem Aachener Rathaus. Hier, einige Meter höher gelegen als der Dom, war einst die Pfalz Karls des Grossen mit ihrer grossen Königshalle. Als diese im 14. Jahrhundert einzustürzen drohte, brach man sie ab und baute an ihrer Stelle das Rathaus.
Karl der Grosse liebte Aachen wegen der heissen Quellen, die schon von den Römern geschätzt wurden und zu den ergiebigsten von Deutschland zählen. In ihnen konnte Karl sich von den Strapazen seiner vielen Reisen und Kriegszüge erholen. Die Aachener Quellen werden auch heute noch therapeutisch oder zur Entspannung genutzt. Die Zeiten, da sie das gesellschaftliche Leben der Stadt prägten und Scharen von erholungsbedürftigen und vergnügungssüchtigen Bade- und Kurgästen nach Aachen lockten, gehören allerdings der Vergangenheit an. In einen Dornröschenschlaf versunken ist die Stadt deswegen nicht. Die Fussgängerzone lädt mit ihren Strassencafés zum Flanieren ein.
Zwei weitere Attraktionen der Stadt sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen: den Elisenbrunnen am Elisengarten, wo das Wasser einer heissen Quelle fliesst, und das Suermondt-Ludwig-Museum, das über eine reiche Sammlung von Bildern und Skulpturen aus den letzten acht Jahrhunderten verfügt und auch themenbezogene Ausstellungen zeigt, gegenwärtig «Made in Utrecht. Meisterwerke mittelalterlicher Bildhauerkunst 1430–1530» (bis 16. Juni 2013).
- Anschauen: den Dom und das Suermondt-Ludwig-Museum.
- Anstossen: im Restaurant «Goldener Schwan» am Markt 37 mit einem Bier.
- Austrinken: einen Becher Wasser am Elisenbrunnen am Elisengarten.
- Aufgabeln: einen Reisfladen im Café Van den Daele am Büchel 18.
- Abliegen: im Art-Hotel.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 31.05.13