Wochenendlich in Arosa

Das kleine Dorf ob Chur ist nicht nur hoch gelegen, sondern hat den Ruf, ein «Sonnenloch» zu sein, wenn ringsum  Nebelwaschküche herrscht. Wir haben es an einem Schlechtwetterwochenende getestet.

Die Gipfel blinken durch den Nebel... (Bild: Peter Sennhauser)

Das kleine Dorf ob Chur ist nicht nur hoch gelegen, sondern hat den Ruf, ein «Sonnenloch» zu sein, wenn ringsum Nebelwaschküche herrscht. Wir haben es an einem Schlechtwetterwochenende getestet.

Die «360 Kurven zum Glück», die Strasse von Chur hinauf nach Arosa, vorbei an den Ketten montierenden Heckantriebsautobesitzern im samstagmorgendlichen Schneetreiben: Ein Skiweekend lebt von Schnee und schönem Wetter, und zumindest von der weissen Pracht hat es an diesem Wochenende (und schon den gesamten Winter lang) nicht nur in den Bündner Alpen mehr als genug.

Aber wir haben uns nach Arosa aufgemacht, weil es ein nebliges, verschneites Wochenende werden soll – und uns ein Freund gesagt hat, der geschlossene Talkessel von Arosa verhelfe dem Ort zu einem «Sonnenloch». 

Das «Waldhotel National», wo wir ein Wochenende mit Halbpension (500 Franken) wegen des Wellnessbereichs als Ausweichmöglichkeit zur Skipiste gebucht haben, liegt unmittelbar an deren Rand: Nachdem das Auto in der Tiefgarage (20 Franken pro Tag zusätzlich) geparkt ist, flutschen wir auf den Skiern abwärts zur Tschuggen-Ost-Sesselbahn, die uns mitten in den gut vernetzten Skizirkus unter dem Weisshorn bringt.

Die fünf Zentimeter Neuschnee entpuppen sich als Zuckerguss auf dem Wochenende: Die Pisten sind mit einem flockig-leichten Flaum bedeckt, der einem das Gefühl von Tiefschneefahren gibt, ohne dass einen nach jedem Schwung eine Badewanne in der Spur als Amateur entlarvt.

Das Aroser Skigebiet überzeugt mit hohen Transportkapazitäten, wunderbaren Abfahrten und mit einer selten zu findenden Option für Skipass-Kunden. Halbtageskarten gibt es nicht erst nachmittags: Wer vier Franken Aufpreis bezahlt, kann seine Tageskarte spätestens um 11 oder um 12.45 Uhr gegen eine entsprechende Preiserstattung zurückzugeben. Das ist insofern fair, als sich das Wetter im Tagesverlauf verschlechtern kann und verfrühtes Après Ski weniger Reue verursacht.

Wir brauchen das Angebot noch nicht: Ringsum hängen die Wolken tief in den Gipfeln, aber das Aroser Skigebiet und vor allem die östliche Hörnli-Seite lichten sich zusehends. Nach einer Stunde scheint die Sonne, und das Pseudo-Tiefschneefahren wird zum prospekthaften Wundererlebnis. Die Hörnli mit sehr Ghacktem und das Bündner Gerstenwasser in der überfüllten und dunklen Carmennahütte passen leider weniger dazu.

Am Nachmittag zieht der Nebel wieder auf, und wir würden die Skipässe jetzt ganz gerne abgeben. Das geht aber nicht, weil im Hotel (in allen Hotels!) nur die regulären Tageskarten verkauft werden.

Die Rückkehr ins Waldhotel direkt ab Skipiste ist eine grosse Annehmlichkeit, das hervorragende Abendmahl im etwas charakterlosen Esssaal ein Mischerlebnis. Das Frühstücksbuffet am Sonntagmorgen macht den Abend wett und den Umstand, dass einem auch dieses Hotel mit kostenpflichtigem Wlan und winzigen Knabbereien auf dem Zimmer ein paar zusätzliche Franken aus der Tasche zu ziehen versucht.

Der Tag auf der Piste erfüllt die Sonnenversprechung und der Blick vom Weisshorn aufs Nebelmeer die Hoffnung auf ein paar neidproduzierende Facebook-Postings. Das Tüpfelchen auf dem I ist die hervorragende Bewirtung in der Hörnlihütte: Weil man dorthin vom «Hörnli-Express» ein paar Schritte zu Fuss aufsteigen muss, hat’s immer Platz; die Sonnenterrasse ist so grossartig wie der Ausblick aus der Beiz und das Essen bei vernünftigen Preisen hervorragend (etwa der Schweinshals vom Holzgrill). Die Feststellung, dass man auf dem Gipfel nach Voranmeldung auch für rund 95 Franken pro Person übernachten könnte, macht das «Sonnenloch» Arosa definitiv zur  Wiederholungsdestination.

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