Von Gais über den Gäbris nach Trogen: Wunderbare Blueschtfahrt mit dem Velo durch die hügelige Landschaft im Kanton Appenzell-Ausserrhoden.
Was, du fährst da raus? Zu den Bauern, die die Masseneinwanderungsinitiative (MEI) angenommen haben?!
So vorwurfsvoll fuhr mich ein städtischer Kollege an, als ich von den Wochenendplänen erzählte. Moment, Moment! Gerade die Appenzeller haben mehr mit uns gemein, als man arroganterweise meinen könnte. Denn so paradox das klingen mag: eine Kantonstrennung verbindet.
Und wie Basel hat auch Appenzell ein wirtschaftliches Klumpenrisiko: Was hier die Pharma, ist dort der Käse. Dem Erfolg beider Branchen liegt die Geheimhaltung der Rezepte zugrunde. Und während es der Stadt (Appenzell I) gut geht, macht das Land (AR) Verluste. Wie in der Region Basel.
Der geheimnisumwobene Käse und das leckere Bier kommen aus dem katholischen Hauptort, unser Trip führt uns aber in den touristisch weniger bekannten protestantischen Teil des Appezöllerlands. Wir starten im ehemaligen Molkenkurort Gais. Im Hotel Krone decken wir uns mit einer Karte und einem Mietvelo ein und trampeln bei Sonnenschein zum Dorf raus, an Bauernhöfen vorbei. Der Frühling liegt in der Luft, die Bio-Gülle auch. Herrlich. In Ausserrhoden ist die Natur noch echt natürlich.
Auch die Ziegen und Schafe, die uns den Weg auf den Gäbris glöcklen, sind authentisch. Ebenso der Käse, den man auf den Bauernhöfen kaufen kann (und Ihnen ein privates Abteil bei der Zugfahrt nach Hause garantiert. Der Kluge reist mit Käse!)
Gäbris, der Berg, liegt zwischen Gais und Trogen, auf 1500 Meter über Meer. Er lässt sich aus mehreren Richtungen erobern, vorbei an mystischen Waldstücken und charmanten Weihern (worin schon die ersten Kröten laichen). Am Ende des Aufstiegs gönnen wir uns eine Rast im Gasthaus Oberer Gäbris. Hörnli mit Zwiebeln, dazu Apfelmus und einen sauren Most. Fantastisch. Das Panorama mit Alpstein und Säntis: sensationell. Könnte man diesen Kanton nicht gegens Baselbiet eintauschen? Ehe solche Gedanken überhand gewinnen, fahren wir weiter, über Trogen (wo sie die MEI abgelehnt haben, nämlich!) mit seinem wunderbaren historischen Landsgemeindeplatz und den schönen alten Häusern, rauf auf die sanften Hügel zu unserem Etappenziel in Heiden, wo wir die Krampferscheinungen im warmen Wasser versenken: Das Heilbad in Unterrechstein lädt zur Entspannung, während die Abendsonne hinter den Hügeln versinkt. Sehr schön, sehr sanftmütig, diese Region. Der Frühling kann kommen.
- Anbeissen: Wunderbar, wenn die Sonne scheint: Ein Vesper im Gasthaus Oberer Gäbris. Hier, auf 1251 Meter über Meer, kann man gutbürgerlich essen (lecker: Hörnli und Apfelmus, dazu einen Most vom Fass) und die Aussicht auf den Alpstein geniessen. Mittwochs geschlossen.
- Anschauen: Die Berge, die Hügel, die Wälder, die mystischen Ecken in diesem Kanton, dieser Region namens Ausserrhoden.
- Ausruhen: Im Heilbad Unterrechstein kann man sich nach einem langen Wandertag oder, in unserem Fall, Veloausflug erholen und die Muskeln entspannen. Kleiner und älter als das Sole Uno in Rheinfelden, aber auch publikumsärmer sprich intimer.