Bei der Galopperwoche in Iffezheim geht es auch ums Gesehenwerden – fast wie in Ascot.
Nervös tänzeln die Pferde im Vorführring. Ein Brauner wirft den Kopf, bricht immer wieder aus, strotzt vor Kraft, ist kaum zu halten. Ist er der Favorit? Rund um den Ring drängeln sich die Zuschauer – und die Zocker. Hier ist Gelegenheit, die Galopper hautnah unter die Lupe zu nehmen und die Chancen auf Sieg oder Platz abzuwägen. Ein Sprecher stellt die Pferde vor, berichtet über Siege und Niederlagen und die aktuelle Form. Den Schwarzen, den der Sprecher «etwas hengstig» nennt – was auch ohne Ansage augenfällig ist – streichen wir von der Favoritenliste: Der Hengst hat andere Sachen im Kopf. Ein Fehler, der Schwarze siegt später mit einigen Längen Vorsprung.
So macht man seine Erfahrungen bei den Galopperwochen in Iffezheim, zu denen sich zweimal im Jahr – Mitte Mai und Ende August – die pferderennsportverrückte Welt im Nobelkurort Baden-Baden trifft. In der Bar von Brenner’s Parkhotel fachsimpeln die echten und vermeintlichen Experten. Die Rennen selbst finden auf der Rennbahn in Iffezheim statt, zwölf Kilometer ausserhalb der Kurstadt. Ein Shuttledienst ist eingerichtet.
Fernglas und Hut
Die Rennen sind spannend, auch wenn man von den Scharmützeln auf der Gegengeraden ohne Fernglas herzlich wenig mitbekommt. Doch wenn sich die Horde dem Ziel nähert, steigt der Pulsschlag: Wer gewinnt? Wer wird Zweiter, wer Dritter? Denn das entscheidet darüber, ob man am Vorführring die Form der Pferde richtig eingeschätzt und am Wettschalter den goldenen Tipp abgegeben hat. Man kann viel gewinnen, aber natürlich auch viel verlieren. Das System der Wetten ist anfangs nicht ganz einfach zu verstehen, aber man kann mit niedrigen Einsätzen – ab 50 Eurocents – einsteigen und seine Erfahrungen machen.
Mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit wie den Pferden sollte man den Besuchern widmen. Die Vielfalt ist gross, auf den teuren Haupttribünen zeigen sich die Reichen und Schönen in feinem Outfit, die Frauen gerne mit Ascot-ähnlich ausladenden Kopfbedeckungen. Unten auf dem Rasen davor drängt sich das Volk um die besten Stehplätze. Wenn die Sonne vom Himmel sticht, schaut so mancher neidisch auf die breitkrempigen Hüte, die die Damen auf den Tribünen gar nicht brauchen.
Gewinn verdoppeln
Einerlei, ob man nach den Rennen frustriert seine Wettverluste oder vergnügt seine Gewinne zählt – im Casino Baden-Baden hat man die Möglichkeit, beides zu verdoppeln. Die Baden-Badener Spielbank gilt als eine der schönsten der Welt – was stimmt, wenn man vergoldete Skulpturen, Deckenmalereien mit Putten in Pastelltönen und viel Samt und Plüsch mag. Roulette, Black Jack, Poker – es gibt viele Möglichkeiten, sein Glück zu versuchen. Der Spielbetrieb beginnt um 14 Uhr.
Glückspiel kann ordentlich stressen, aber Baden-Baden bietet zahllose Möglichkeiten, wieder auf den Boden zu kommen. Die Kunsthalle Baden-Baden und das Museum Frieder Burda gleich nebenan bieten immer wieder spektakuläre Ausstellungen, aktuell gerade Emil Nolde. Das Baden-Badener Festspielhaus ist mit 2500 Plätzen das grösste Europas und bietet hochkarätige Opern-, Konzert- und Ballettaufführungen. Vollends zur Ruhe aber kommt man im Friedrichsbad. Der im Stil der Neorenaissance gebaute Wellness-Tempel gilt auch heute noch als eines der schönsten Bäder Europas.
- Aufsatteln: Die Grosse Galopperwoche in Iffezheim. www.baden-racing.com
- Abzocken: Im Casino Baden-Baden rollt die Roulettekugel von 14 Uhr an, die Black-Jack-Tische sind von 17 Uhr an besetzt. Gepokert wird ab 20 Uhr bis in die späte Nacht. Kiebitze sind hierbei allerdings unerwünscht, sie werden mit unschönen Absperrbändern auf Distanz gehalten.
- Abspannen: Im Friedrichsbad kann man sich erstklassig von 9 bis 22 Uhr von allen Strapazen erholen. 17 Stationen durchläuft der Gast, danach herrscht Entspannung pur.
- Ausschlafen: Gut und für Baden-Badener Verhältnisse günstig übernachtet man im Hotel Schweizerhof. Oder Brenner’s Park-Hotel, eines der schönsten Grandhotels der Welt, direkt im Park, Sterneküche im Park-Restaurant, Gartenterrassen, Wellnessbereich.
- Ausgeben: Antora, eine der schicksten Boutiquen Deutschlands.
- Anknabbern: Leo’s: Restaurant, Café, Bar im französischen Bistro-Stil. Le Jardin de France: leichte, elegante französisch-badische Küche. Nicht leicht zu finden, achten Sie auf die Hinweisschilder an der Strasse, es lohnt sich, das Lokal liegt wunderschön in einem Innenhof.
Ausserdem einen Besuch wert:
- Festspielhaus Baden-Baden
- Kunsthalle Baden-Baden. Die Kunsthalle hat fast keine Fenster, was der Beleuchtung der internationalen Wechselausstellungen zugute kommt.
- Museum Frieder Burda. Der Architekturstar Richard Meier hat den weissen Bau direkt neben der Kunsthalle entworfen. Hier werden die Bilder und Plastiken aus der Sammlung Frieder Burda präsentiert. Sie umfasst mehr als 500 Werke der klassischen Moderne.