Im autofreien Walliser Feriendorf kommen vor allem Familien auf ihre Kosten. Aber nicht nur.
Ausserhalb der Hochsaison ist auf der Bettmeralp nicht viel los. Und Hochsaison, das ist im Sommer nur während der Schulferien. Ansonsten kann man im autofreien Feriendorf auf 2000 Metern die Ruhe geniessen – nur unterbrochen vom Gemuhe der Kühe, die friedlich auch den Rasen in Nachbars Garten anknabbern, sofern sie nicht durch einen Zaun daran gehindert werden. Diese Zäune erinnern auch im Sommer daran, dass auf der Bettmeralp vor allem im Winter viele Leute sind, weil man dann Skifahren kann: Die Zaunpfosten sind nämlich allesamt ausrangierte Skistöcke
Die Ruhe hat vieles für sich: Die Wanderwege, die fast alle leicht begehbar sind, hat man fast für sich allein. Da kann es tatsächlich vorkommen, dass man auf dem Murmeltierpfad auch wirklich einem Murmeli begegnet. Wenn es denn auch schnell die Flucht ergreift, was in unserem Fall sicher nur daran gelegen hat, dass die Kinder vor lauter Freude laut aufjauchzen mussten. Die allgegenwärtigen Kühe lassen sich definitiv weniger schnell aus der Ruhe bringen, die Katze, die sich ständig in der Sonne auf dem Hauptweg sonnt, ebenso wenig. Sie lässt sich sogar ausgiebig streicheln.
Leider spielt bei unserem Aufenthalt das Wetter nicht mit, es hat die ganze Nacht geregnet, alles ist pitschnass. Und nicht nur das Hallenbad ist wegen Umbau geschlossen, sondern auch bei den vielen Outdoor-Hüpfburgen bei der Bar «Q-Stall» gleich daneben ist die Luft raus. Dabei könnten wir Erwachsenen dort herrlich bei einem Drink entspannen, während die Kinder sich die Energie aus dem Leib hüpfen.
Stattdessen gehen wir ein Stück höher, zum Bettmersee. Dort mieten wir uns zwei Pedalos und radeln einsam übers Wasser. Dabei geniessen wir das wunderbare Bergpanorama – einzig das Matterhorn, das man von hier aus eigentlich sehen müsste, versteckt sich inzwischen noch in einer Wolke. Die Sonne hats nämlich doch noch geschafft, und die Barleute des «Q-Stall» haben die Hüpfburgen aufgeblasen. Die Freude bei den Kindern ist gross und bei den Erwachsenen ebenso. Der Prosecco für den Aperol Spritz kommt zwar aus der Büchse, aber was solls, schmecken tuts trotzdem, wenn man die Sonne auf dem Gesicht spürt und die Füsse in den Wanderschuhen weit von sich streckt.
Am nächsten Tag spielt das Wetter gleich von Anfang an mit, und wir setzen uns in den Shuttle-Bus zur benachbarten Riederalp, von wo uns eine Gondelbahn zur Moosfluh hochbringt. Nichts weniger als den Aletschgletscher gibt es von hier oben zu bestaunen. Eine Wanderung durch den magischen Aletschwald führt uns in einer Schlaufe zurück zur Riederalp, der Shuttlebus wieder ins Nachbardorf, und weil die Kinder trotz alldem noch nicht müde sind, probieren sie gleich noch den neuen Seilpark Bachweri aus. Der ist zwar hauptsächlich für Erwachsene konzipiert, doch einen Parcours gibt es auch für die Kleinen.
Fürs Abendessen kehren wir auf dem Rückweg ins Restaurant Bettmerhof ein. Obwohl sie nicht auf der Karte stehen, bestellen wir Älplermagronen, weils einfach passt. Und während dem Essen schweift unser Blick immer wieder zur Decke. Denn statt an der Wand hängt die Dekoration hier über den Köpfen. Und über das Salatbüffet wacht ein ausgestopfter Dachs.
- Abgeben: Die Kinder beim Fox Programm: Vom Ponyreiten bis T-Shirt-Bemalen gibt es alles, was das Kinderherz begehrt. Leider nur unter der Woche.
- Anschauen: Das Bergpanorama.
- Ausspannen: Hotel Alpfrieden, www.alpfrieden.ch.
- Ausgehen: Q-Stall, unterhalb vom Bettmersee.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 24.08.12