Wochenendlich in Brescia

Die norditalienische Stadt Brescia hat mehr zu bieten als ihre Nähe zu Verona und dem Gardasee. Ein schönes Oldtimer-Rennen etwa. Und viel Flair.

(Bild: Franca Hänzi)

Die norditalienische Stadt Brescia hat mehr zu bieten als ihre Nähe zu Verona und dem Gardasee. Ein schönes Oldtimer-Rennen etwa. Und viel Flair.

Es gibt genau genommen zwei Möglichkeiten, als Tourist die norditalienische Stadt Brescia zu erkunden. Entweder man reist in einem beliebigen Monat, oder man wählt genau diese paar Tage um Auffahrt, an denen die Universitätsstadt Start- und Zielort eines der ältesten und schönsten Autorennen Europas ist.

Stilvolles Volksfest

Wir wollen beides, das beschauliche Brescia am Wochenende und das weltoffene Brescia an besagtem Donnerstag im Mai, dem Rennstart. Wir sehen eine Stadt, die in unaufgeregter Art und Weise 450 Automobilklassiker samt Fahrer und ihrem Equipment in einer Art stilvollem Volksfest empfängt. Die Plätze der Innenstadt sind tagsüber Austragungsort einer Art Schaulaufen der blankpolierten Oldtimer-Schönheiten aus Museen und Privatbesitz.

Auf der Piazza della Loggia vor dem Cappuccino sitzen, während über mehrere Stunden die Ferraris, Fiats, Bentleys, Jaguars, Alfa Romeos, Aston Martins und Co. vorbeituckern. Genau so hatten wir uns das vorgestellt. Ein paar Promis inklusive: US-Entertainer Jay Leno, die Schauspieler Adrien Brody und Jeremy Irons, der Sänger Milow und die Picasso-Tochter Paloma sitzen heuer am Steuer von wertvollen Boliden und wagen sich an die lange Fahrt durch Italien. Den Start am Abend in Motorengeheul und Abgasdunst verfolgen wir auf der Piazza Arnaldo. Das Spektakel dauert nicht weniger als drei Stunden.

Norditalienisches Flair

Start am Donnerstag und Zielankunft der «Mille Miglia» am Sonntag sind für Brescia die wichtigsten und umtriebigsten Tage des Jahres. Brescia ist aber auch eine ruhige, sehr saubere und beschauliche Stadt mit typisch norditalienischem Flair: gepflegte Innenhöfe, grosszügige Parks, vielfältige Architektur, ein Schloss, imposante Paläste und anschauliche Plätze. Letztere haben es uns besonders angetan. Die schon erwähnte Piazza della Loggia ist eine Schönheit aus der Renaissance. Die nur wenige Schritte entfernte pompöse Piazza della Vittoria hingegen passt irgendwie schlecht ins Stadtbild. Dem Reiseführer entnehmen wir den Grund: 1932 während des faschistischen Zeitalters nach längerer Umgestaltung von Mussolini eingeweiht, sollte der Platz dem Sieg im 1. Weltkriegs gewidmet sein.

Einen Spaziergang zum Schloss, das auf einem Hügel über der Stadt thront, hatten wir uns vorgenommen, ebenso einen Ausflug zum nicht weit entfernten Gardasee. Nach reichhaltigem Aperitivo und dreigängigem Mittagessen war die Unternehmungslust geschmolzen wie Eis an der Sonne. Die besten Gelati gibt es übrigens in der Via Mazzini unweit des Stadttheaters Teatro Grande.

  • Anreisen: Mit dem Eurocity ab Basel SBB in 5 Stunden und 20 Minuten, einmal umsteigen in Mailand. 
  • Ausschlafen: Hotel Orologio, zentral und ruhig in der Fussgängerzone gelegenes Familienhotel, sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. 
  • Aufessen: Caffè Floriam, Via Gasparo da Salò, hier wie auch anderswo die Spezialität Casoncelli, eine Art Tortellini, geniessen. Wenige Schritte weiter Osteria al Bianchi, satt werden mit Pasta alle verdure und Tagliata. 
  • Anschauen: Das Museum der «Mille Miglia» im ehemaligen Benediktiner-Kloster, das Teatro Grande auf dem Corso Zanardelli, das Stadtmuseum im Kloster Santa Giulia, Via dei Musei 81. 
  • Abhängen: In einem der zahlreichen Strassencafés nach dem Shopping in der Via X Giornate, auf dem Corso Zanardelli und dem Corso Magenta. Lebensmittel kaufen in der Via S. Faustino.

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