Wochenendlich in Innsbruck

Ein Besuch im Tirol lohnt sich nicht nur, um mal wieder Alpenluft zu schnuppern.

Der mühsame Aufstieg zur Seegrube wird mit diesem Ausblick belohnt. (Bild: Noëmi Kern)

Ein Besuch im Tirol lohnt sich nicht nur, um mal wieder Alpenluft zu schnuppern.

Eine Stadt, so gross wie Basel, und das in den Alpen – so etwas gibt es nicht in der Schweiz. In Innsbruck begegnen sich der Prunk der Kaiserzeit, das Unileben und Bergsport aller Art im Sommer und Winter.

Vielseitige Architektur

Etwas olympische Luft schnuppere ich beim Besuch der Skisprungschanze ­Berg­isel, entworfen von der in Basel bestens bekannten Architektin Zaha Hadid. Der Blick von dort oben ist atemberaubend. Vor allem, wenn man sich auf die Plattform oberhalb des Anlaufs begibt, von der aus ­Simon Ammann und Co. runtersausen, ­bevor sie fliegen. Nein, da hinunter brächten mich keine zehn Pferde! Lieber geniesse ich das Panorama auf die Bergspitzen der Nordkette und fahre mit dem Lift ­wieder runter.

Am Nachmittag bleibt dann genügend Zeit für einen Stadtbummel. Die Inns­brucker Altstadt ist gut zu Fuss zu erkunden und bietet allerhand Sehenswürdigkeiten und Shoppingmöglichkeiten.
Berühmteste Touristenattraktion ist das Goldene Dachl. Dieses ist leider ein­gerüstet und mit einer Plane verdeckt. ­Damit das Fotomotiv dennoch vorhanden ist, wurde die Plane mit einem Bild des ­versteckten Dachl bedruckt.

Glace und Theater

Es ist heiss an diesem Samstagnach­mittag, und deswegen kommt die Gelateria Amorino neben dem Dachl gerade recht. Hier bezahlt man nicht die Anzahl Kugeln, sondern die Grösse der Glace und kann dafür so viele Sorten wählen, wie man möchte. Dabei muss ich schnell sein beim Aufzählen der gewünschten Sorten. Nur ein kurzes Zögern und der Angestellte fragt sofort: «Und was noch?» Ich bekomme eine Glace, die aussieht wie eine Blume, angerichtet mit italienischer Technik. Und das Eis schmeckt köstlich!

Als ich mich vor dem nahenden Gewitter in Sicherheit bringen will, bemerke ich eine Menschenmenge auf einem kleinen Platz und geselle mich dazu: Auf einer fahrbaren Bühne präsentieren drei Typen eine Collage aller Stücke William Shakespeares, was ­unglaublich lustig ist. Dafür nehme ich das Nasswerden gerne in Kauf.

Schweisstreibender Aufstieg

Am Sonntagmorgen ist das Wetter ­wieder prächtig. Und so verzichte ich auf ­einen Besuch in einem der zahlreichen Innsbrucker Museen und mache einen Ausflug in die Berge. Mit dem Bus fahre ich vom Zentrum nach Hungerburg. Das Dorf liegt auf einem Plateau in der Nordkette auf 860 Meter über Meer.

Schon von hier aus ist der Blick über das Tal und die umliegenden Berge toll, doch ich will höher hinaus. Eine Seilbahn würde die gut 1000 Höhenmeter in wenigen Minuten zurücklegen, ich mache mich aber zu Fuss auf den Weg – und komme mächtig ins Schwitzen. Doch die Strapazen werden belohnt: Von oben hat man einen sensationellen Weitblick und zudem das befriedigende Gefühl nach überstandener Anstrengung.

Almdudler zur Erfrischung

Auf der Terrasse der Bergrestaurants Seegrube erfrische ich mich mit einem Almdudler, jenem typisch österreichischen Süssgetränk aus Kräutern. Für Unterhaltung sorgen die beiden Mountainbiker, die sich auf die steile Strecke ins Tal wagen. Begleitet wird das Schauspiel vom Livekommentar der Einheimischen am Nebentisch. Das ist zusätzlich erheiternd.
Den Abstieg erspare ich mir und meinen Knien und nehme die Gondel zurück nach Hungerburg. Nun ist es Zeit für eine erfrischende Dusche.

  • Anbeissen: Italienisches Gelato: www.amorino.com
  • Anschauen: Sprungschanze Bergisel
  • Ausspannen: Restaurant Seegrube: www.seegrube.at
  • Ausgeben: Innsbrucks Innenstadt bietet allerlei Gelegenheiten zum Shoppen.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 27.07.12

Nächster Artikel