Wochenendlich in Mailand

Mailand putzt sich für die Expo heraus und lädt zum exquisiten Shopping ein.

Mailand putzt sich für die Expo heraus und lädt zum exquisiten Shopping ein.

Mailand erneuert sich. Wird auch Zeit: 2015 findet hier die Expo statt. Die Touristenzone um den Dom wurde schon mal herausgeputzt. Etwa mit dem Museo del Novecento am Domplatz. Sein Name kann für Missverständnisse sorgen. Das italienische Wort «Novecento» bezeichnet nämlich nicht das 19., sondern das 20. Jahrhundert. So hängen hier unter anderem Werke des bekannten italienischen Malers Giorgio Morandi (1890–1964). Vom Restaurant im obersten Stock, das auch eine tolle Bar beherbergt, blickt man direkt in die gegenüberliegende Einkaufsgalerie Vittorio Emanuele sowie auf die wieder eröffnete Bar Camparino. Benannt ist diese nach dem Mailänder Apéroklassiker. Kein Wunder, schlürfen in diesem Saal mit den hübschen Vogelmosaiken an den Wänden alle das rote Getränk. Die Kellner tragen schwarze Fliegen und sind molto gentile.

Gleich um die Ecke, am Corso Vittorio Emanuele II, befindet sich der neuste Shoppingtempel der Stadt. Das Excelsior ist ein ehemaliges Kino, wurde von Stararchitekt Jean Nouvel umgebaut und bietet auf vier Stöcken Streetwear, teure Modelabels, Accessoires und in der unteren Etage ein Delikatessengeschäft. Auch im obersten Stock des Warenhauses Rinascente (das übrigens am Sonntag bis 21 Uhr offen ist!) versteckt sich ein Deli-Geschäft. Dazu gibts einen Gratisblick auf die obersten Etagen des Doms.

Neben der Erkundung der höchsten Etagen von Warenhäusern, Hotels oder Museen lohnt sich in Mailand auch stets ein Blick in Innenhöfe. Sie sind die best gehüteten Geheimnisse der Stadt. Wie der Hof des Palazzo Reale neben dem Museo del Novecento. In einem kleinen Restaurant, das zum Palazzo gehört, kann man für weniger als 10 Euro frische Riesensalate, Pasta oder Panini essen und lauschen, wie die Mailänder hier speisend Mittagssitzungen abhalten.
Einer der schönsten Innenhöfe der Stadt ist jener des Concept Store Corso Como gleich beim Bahnhof Garibaldi. Er besteht aus einer Reihe von Häusern mit bewachsenen Balkonen, im Hof kann man, umgeben von Topfpflanzen, essen oder einen Espresso trinken. Auch ein riesiges Geschäft mit Designermode für sie und ihn sowie die grösste Kunst- und Designbuchhandlung der Stadt gehören zum Komplex. Im Buchladen wird man auch ein kleineres Budget los – falls ein Stella-McCartney-Kleidchen nicht drinliegt. Ein weiteres Paradies ist der Spazio Rossana Orlandi im Westen der Stadt. Die ehemalige Modemacherin Orlandi verkauft in einer ehemaligen Krawattenfabrik, die von einem Garten umgeben ist, ausgesuchte Designermöbel.

Wer noch nicht genug Grünes gesehen, aber genug vom Shopping hat, dem sei der Botanische Garten in der Via Brera empfohlen. Diesen liess Fürstin Maria Teresia von Habsburg vor knapp 240 Jahren mitten im Zentrum Mailands anlegen. Derzeit ist der Garten nahe dem Parco Sempione, Mailands «Central Park», in voller Blüte. In der Arena joggen sich die Mailänder den Pastaspeck weg; in der Triennale, dem grössten Designmuseum Italiens am Rande des Parks, bilden sie sich weiter. Die aktuelle Ausstellung über italienische Grafik lohnt sich.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 04.05.12

Nächster Artikel