Die Filmwelt versammelt sich derzeit in Berlin. Wer dem Rummel am Potsdamer Platz entkommen will: Hier sind einige Tipps für Streifzüge abseits des roten Teppichs.
Berlin, die Stadt unzähliger Möglichkeiten: Brandenburger Tor, Reichstag und Gedächtniskirche sollte man einmal im Leben abgehakt haben. Dann kann man sich beim nächsten Besuch ganz den lustvollen Dingen widmen. Wir empfehlen, sich für ein Wochenende auf den ehemaligen Osten zu konzentrieren.
Auch wenn der Flughafenbau sensationell langsam vorankommt: In Berlin geht der Puls schneller als anderswo. Die Stadt entwickelt sich rasant, nicht immer zum Guten. Vergessen Sie den Alexanderplatz (den Turm sieht man ohnehin von überall) und suchen Sie die Friedrichstrasse nur auf, wenn Sie bei «Dussmann» im zu Recht beliebten Kulturkaufhaus einkehren möchten.
Besser aber, Sie starten dort, wo nahezu alles schön ist. Prenzlauer Berg war einst das Vorzeigeviertel der DDR. Deswegen sind die Altbauten toll erhalten, deswegen strömten nach der Wende viele Westdeutsche ins Quartier. Heute jammern die Berliner: Zu gentrifiziert sei ihnen der «Kiez», zu adrett, zu teuer. Für Schweizer Verhältnisse sind die Preise immer noch sehr günstig. Und es lohnt sich, sein Geld in eine der Papeterien oder Antiquitätenläden zu tragen.
Samstags hat es auf dem Kollwitzplatz einen Markt mit allerlei Produkten aus der Region. Gönnen Sie sich anschliessend ein köstliches Stück Torte im «Sowohlalsauch» direkt gegenüber. Wer richtig essen gehen will, findet im «Due Forni» einen grossen, lauten Italiener mit köstlich dünnen Pizzas.
Der Duft Berlins
Die vielleicht schönste Erinnerung an einen Berlin-Trip bekommt man dort, wo einst die Berliner Mauer stand. Fast alle Düfte, die bei «Frau Tonis Parfum» in der Zimmerstrasse in Mitte angeboten werden, wurden in Berlin gewonnen. 50 Milliliter reines Eau de Parfum (testen Sie «Linde Berlin»!) kosten faire 58 Euro. Fast immer lohnend sind die wechselnden Ausstellungen im «C/O Berlin», im ehemaligen Postfuhramt in der Oranienburger Strasse. Höchste Zeit, durch die altehrwürdigen Räume zu schlendern: Im Herbst 2013 muss die Institution wegen eines Eigentümerwechsels weichen.
Vom Museum sind es nur ein paar Schritte zur rustikalen Bar «Keyser Soze». In der Bar namens Muschi Obermaier machen wir bei rotem Dämmerlicht und 1960er-Ambiente die Nacht zum Tag. Und Schlafbedürftige finden in der Josty Brauerei ein schlichtes, aber geschmackssicher eingerichtetes Doppelzimmer mit Küche (ab 70 Euro).
Am Sonntagmorgen gibt es zwei Dinge, die man in Berlin unbedingt machen sollte – brunchen und Flohmarkt besuchen. Ersteres kann man für beschämend wenig Geld im kleinen «Orange Coffee» in Friedrichshain. Am Boxhagener Platz zehn Gehminuten entfernt zählt der sonntägliche Flohmarkt zu den Highlights der Gegend. Professionelle und private Händler verkaufen Retro-Möbel, Porzellan und Bücher. Mit ein bisschen Glück ist der Mann da, der seine übergrossen, selbst gebastelten Marionetten tanzen lässt.
- Anzapfen: «Keyser Soze», Tucholskystr. 33.
«Muschi Obermaier,» Torstrasse 151. - Anbeissen: «Sowohlalsauch», Cafeteria, Kollwitzstrasse 88.
- «Due Forni», Pizzeria, Schönhauser Allee 12.
- Anschauen: «C/O Berlin», Oranienburger Strasse 35 (Ausstellungen).
Trödelflohmarkt Boxhagener Platz, Gärtnerstrasse 25. - Ausschlafen: Apartments in der Josty Brauerei, Bergstrasse 22.
Muschi Obermaier
Torstraße 151
10115 Berlin
Telefon: 0049 177 4360977
Apartments in der Josty Brauerei
Bergstraße 22 10115 Berlin Telefon: 0049 30 308 785 30 Orange Coffee |
Trödelflohmarkt Boxhagener Platz
Gärtnerstraße 25
10245 Berlin
Sowohlalsauch
Kollwitzstraße 88
10435 Berlin
Telefon: 0049 30 4429311
Due Forni
Schönhauser Allee 12
10119 Berlin
Telefon: 0049 30 44017333
Frau Tonis Parfum
Zimmerstraße 13
10969 Berlin
Telefon: 0049 30 20215310 |
C/O Berlin
Oranienburger Straße 35
10117 Berlin
Telefon 0049 030 28444160
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 08.02.13