Wochenendlich in Pollença

Schöne Aussichten: Im Norden von Mallorca lässt es sich herrlich in der Natur wandern.

(Bild: Michèle Faller)

Schöne Aussichten: Im Norden von Mallorca lässt es sich herrlich in der Natur wandern.

Die spanische Insel Mallorca ist von Basel aus schnell erreicht. Wer das Flugzeug um 6 Uhr nach Palma erwischt, schafft es sogar, noch vor den Einheimischen zum Milchkaffee auf der Placa Major von Pollença zu sitzen. Denn wir suchen nicht die Strandvergnügungen der einschlägigen Sorte, sondern das ebenso berühmte «Landesinnere». Was nach einer blossen Alternative zur drohenden Ödnis des planmässigen Exzesses rund um Ballermann 6 klingt, ist in Tat und Wahrheit ein Traum – und das Meer gar nicht weit weg.

Das Städtchen Pollença im Norden der Baleareninsel liegt einerseits am Fuss der Serra de Tramuntana, des 90 Kilometer langen Gebirgszugs, der seit zwei Jahren zum Welterbe der Unesco gehört, und andererseits in unmittelbarer Nähe der gleichnamigen Bucht sowie der malerischen Halbinsel Formentor. Mit seiner hübschen Altstadt, den originellen Läden, gemütlichen Bars und Restaurants ist es die ideale Destination für ein Frühlingswochenende, das diesen Namen verdient.

Menschen beobachten auf der Placa Major, Sonntags ist Markt

Auf der Placa Major lässt sich zu jeder Tageszeit in schöner Atmosphäre Aperitif und Pamboli oder Kaffee mit Ensaimada geniessen – das mallorquinische Gebäck in Schneckenform gibt es gefüllt mit Vanillecreme, süssem Rahm oder einer «Engelshaar» genannten Art Kalebassenkonfitüre. Auch die Menschen lassen sich beobachten. Zum Beispiel die Scharen von Hobby-Velofahrern in schrillen Trikots bei der Pause (die Profis sieht man nie mit den ­Füssen am Boden, sondern stets in halsbrecherischer Fahrt knapp neben der ­Sicherheitslinie).

Sonntags lockt der Markt mit Obst und Gemüse, Bonbons, Flor de Sal, Honig und Mandelpaste sowie mit Kunsthandwerk von Lederfinken bis Schlüsselanhängern. Ruhe vom Marktgetümmel findet, wer die 365 Stufen des Kalvarienbergs erklimmt und von der Plattform mit der kleinen Kapelle aus den Blick über die Dächer und auf die Buchten von Pollença und Alcudia schweifen lässt.

Aussichten sammeln

Überhaupt kommen Aussichts-Geniesser in der Gegend voll auf ihre Kosten: Etwa auf dem auch bei den Einheimischen beliebten Klosterberg «Puig de Maria».

Bei der «Ermita de la Victòria», von wo sich mit atemberaubender Meeressicht bis zum Cap de Menorca wandern und zur Nachbarinsel hinüberwinken lässt. Oder auf dem zauberhaften «Camí de Ternelles», der durch schattige Wälder und Wiesen mit Schafherden sowie an der Burg­ruine «Castell del Rei» vorbei und in eine einsame Bucht führt. Ein Wandervergnügen durch Privatbesitz, das täglich maximal 20 Besuchern vergönnt ist und die Frage aufwirft, wie Mitglieder der Besitzerfamilie im heiratsfähigen Alter ausfindig gemacht werden könnten.

  • Ausschreiten: Auf dem Wanderweg durch die traumhaften Landschaften des Vall de Ternelles am mittelalterlichen Castell del Rei vorbei. Vorher bei der Gemeinde eine Gratis-Bewilligung einholen.
  • Anschauen: Die 365 Stufen der Kalvarientreppe und den Ausblick von oben auf die Stadt und bis aufs Meer.
  • Ausspannen: Auf dem Puig de Maria im und rund ums Kloster hoch über den Dächern von Pollença.
  • Anbeissen: Im Cafè Espanyol oder im Ristorante il Giardino, beide auf der Placa Major.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 07.06.13

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