Wochenendlich in St. Petersburg

Die mondäne Millionenmetropole am Finnischen Meerbusen ist mehr als einen Wochenendtrip wert.

Die legendären russischen Zwiebeltürme gibt es auch in Petersburg zu bestaunen – etwa bei der Bluts- oder Erlöserkirche. (Bild: Tara Hill)

Die mondäne Millionenmetropole am Finnischen Meerbusen ist mehr als einen Wochenendtrip wert.

Gerade mal dreieinhalb Stunden dauert der Flug von Basel nach St. Petersburg – und doch scheint die nördlichste Millionenmetropole der Welt viel weiter weg als vergleichbare Destinationen wie Stockholm oder Athen. Das hat verschiedene Gründe – von der russischen Visumspflicht über die abgelegene Lage am Finnischen Meerbusen bis hin zur umkämpften Geschichte: Peter der Grosse gründete 1703 die Zarenstadt, welche in 300 Jahren zu einem der bedeutsamsten historischen Schauplätzen der Welt wurde.

Gerade deshalb wiederum ist St. Petersburg eine Reise wert: Strotzt die Festung an der Newa-Mündung doch nicht nur vor Pomp und Prunk, sondern auch vor Mythen. Im Unterschied zu anderen Weltstädten braucht man für «Peter», wie das ehemalige Leningrad heute von seinen 5 Millionen Einwohnern genannt wird, auch keine ­vorab festgelegte Sightseeing-Route: Mit 2300 Palästen, Prunkbauten, Kirchen und Schlössern sowie den Brücken und Grachten gehört die Innenstadt zum Weltkulturerbe der Unesco, welche die ehemalige russische Hauptstadt zu den zehn sehenswertesten Orten der Welt zählt.

Wer das nötige Kleingeld mitbringt und im Grand Hotel Europe (Mikhailovskaya Ulitsa 1/7) absteigt, hat nicht nur einen atemberaubenden Blick über die glitzernden Kuppeln und Dächer der Stadt, sondern nächtigt sogar selber in einer welt­berühmten Sehenswürdigkeit – so wie einst die Zaren oder Michail Gorbatschow.

Auch für Touristen mit bescheidenerem Budget sind die luxuriösen Arkaden des Hotels und die exquisite Kaviar-Bar einen Besuch wert. Ausserdem ist das Grand ­Hotel nur einen Katzensprung von weiteren legendären Wahrzeichen der Stadt ­entfernt: den eindrucksvollen Zwiebeltürmen der Auferstehungs- oder Blutkirche etwa, über deren wenig sakrale Geschichte man sich im Inneren schlaumachen kann, oder der Eremitage, dem möglicherweise grössten Kunstmuseum der Welt, das über 60 000 Exponate von Grössen wie da ­Vinci, Rembrandt, Matisse bis hin zu ­Picasso beherbergt. Hier allein könnte man ­mehrere Tage, ja, Wochen verbringen. ­Damit ­bietet sich die Eremitage auch als Schlechtwettervariante an, sollte man mit der arktischen Kälte (die Temperatur steigt im Dezember kaum über die Nullgradgrenze) oder den wenigen Sonnenstunden Mühe bekunden.

Wer als wackerer Schweizer den Minusgraden trotzen will, kauft am besten auf dem Newski-Prospekt, der monumentalen Haupteinkaufsstrasse, eine mondäne ­Russenmütze, Fellmantel und Hand­schuhe und wärmt sich zwischendurch mit ­einem lokalen Wässerchen oder einer ­traditionellen Borschtsch-Suppe auf. So gestärkt, traut man sich abends sogar, das pulsierende Nachtleben der Kulturhauptstadt mittels schnittigem Wassertaxi oder hoch zu Ross zu erkunden.

Anstossen: Wodka wird im eisgekühlten Glas serviert – und nach dem obligaten «Nastrovje!» in einem Zug getrunken. Anschauen: das rekonstruierte Bernsteinzimmer im Katharinenpalast. Aufessen: Wem die russische Küche zu deftig ist, der weicht auf georgische Beizen wie Khochu Kharcho (Sadovaya ulitsa 39/41) aus. Anschaffen: In Peters Boutiquen gibt es Matrjoschkas in allen Farben und Formen (Newski Prospekt).

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 07.12.12

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