Wer eh nicht bis Alpha Centauri kommt, kann ruhig auch mal liegen bleiben – und so die letzte Antwort finden.
Warum denn in die Ferne schweifen? Die Erde bewegt sich ja sowieso mit Lichtgeschwindigkeit durchs Weltall. Und ganz ehrlich: Wer hat zwischen der Weihnachtsvöllerei und dem Neujahrsumtrunk wirklich Zeit und Musse, sich auf einen Kurztrip zu begeben? Viel lieber verbringt man die Tage zwischen den Jahren, zwischen all den sozialen Verpflichtungen und schweren Speisen und Tränken, doch gemütlich im eigenen Bett. Verhungern braucht man dank der Überreste vom Festtagsschmaus nicht, und die Sinnfrage hat sich mancher wohl schon tags zuvor zur Genüge gestellt – wenn nicht angesichts des Weltuntergangs, dann spätestens beim wenig besinnlichen Familienkrach.
Was also liegt näher, als sich dieses Wochenende endlich mal eine wohlverdiente Auszeit zu gönnen, unserem immer schnelllebigeren und hektischeren Alltag Einhalt zu gebieten, und ganz für sich – im Pyjama-Look, gewärmt von der Bettflasche und im Kerzenschein des Weihnachtsbaums – «Das Leben, das Universum und der ganze Rest» zu reflektieren. Damit diese Einkehr nicht zum verflucht anstrengenden theoretischen Unterfangen gerät, empfehlen wir ausnahmsweise den Beizug eines Reiseführers: Denn Douglas Adams’ (1952–2001) zwischen 1978 und 1992 verfasste fünf Bände umfassende und clever als Science-Fiction-Reihe getarnte Meditation über den Sinn unseres irdischen Daseins namens «Per Anhalter durch die Galaxis» ergibt garantiert genügend Material für ein Wochenende.
Warum aber empfehlen wir anstelle seriöser Ratgeberliteratur, philosophischer Klassiker oder neuester wissenschaftlicher Studien ausgerechnet den schwarzhumorigen «Reiseführer» eines britischen Romanautors? Nun, lassen wir Adams doch die Antwort gleich selber geben – auf die Frage, warum «Per Anhalter durch die Galaxis» trotz aller Lücken und zweifelhafter Ungenauigkeiten alle anderen, älteren und langatmigeren Nachschlagewerke abgelöst habe, schreibt dieser nämlich in der Einleitung zu seinem Bestseller und Kultroman: «Erstens ist er ein bisschen billiger, und zweitens stehen auf seinem Umschlag in grossen, freundlichen Buchstaben die Worte KEINE PANIK.»
So beruhigt, lässt sich die Frage nach dem Sinn des Lebens nun also ganz gemütlich in Angriff nehmen. Die Suche nach der allerletzten Weisheit kulminierte laut Atheist Adams vor Millionen von Jahren in der Konstruktion des Computers «Deep Thought», welcher wiederum der Galaxis die gänzlich unverhoffte Antwort «42» ausspuckte. Um die tiefere Bedeutung der Zahl herauszufinden, sei es wiederum nötig gewesen, einen weiteren Computer zu bauen. Wie sich herausstellt, ist dieser Prozessor nichts anderes als der Planet Erde. Spätestens jetzt wird dem geneigten Leser klar, dass er nicht nur auf und durch die Sinnfrage existiert, sondern selber Teil der Antwort ist. Und sollte diese Einsicht nicht genügen, um ein ganzes Wochenende Seelenbaumeln zu rechtfertigen, so dankt es spätestens der rechtzeitig zu Neujahr regenerierte Körper, bei dem zuletzt nur eines strapaziert wurde: die Lachmuskeln.
- Anhalter spielen: Dafür benötigt man laut Adams nur einen gestreckten Daumen und ein Handtuch!
- Anschauen: Die gleichnamige Serie (1981) oder den halbwegs gelungenen Hollywood-Film (2005).
- Ausfragen: Adams’ Lexikon «Der Sinn des Labenz» gibt weitere Antworten.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 28.12.12