Ins Oberengadin ist ein Wolf eingewandert. Zuletzt wurde er im Val Fex beobachtet, einem Seitental oberhalb von Sils Maria. Beim Grossraubtier könnte es sich um ein Jungtier handeln aus dem im Calanda-Massiv bei Chur lebenden Rudel.
Der Wolf wurde erstmals vor zwei Wochen gesichtet, im italienischen Teil des Bergells, wie Hannes Jenny, Wildbiologe beim Bündner Amt für Jagd und Fischerei, zu einem Bericht von Radiotelivisiun Svizra Rumantscha (RTR), sagte. Vor rund einer Woche überquerte das Tier die Landesgrenze, zog das Bergell hinauf, überquerte den Maloja-Pass und wanderte schliesslich ins Hochtal Val Fex.
Die Wanderung ist laut Jenny gut belegt. Der Wolf wurde mehrmals gesichtet und einmal fotografiert, hinterliess Spuren im Schnee und riss einen Hirsch.
Woher das Tier ursprünglich stammt ist zur Zeit offen. Eine DNA-Analyse könnte in ein bis zwei Wochen Klarheit schaffen.
Womöglich ein «Schweizer Wolf»
Obwohl das Tier aus Italien einwanderte, könnte es sich um einen «Schweizer Wolf» handeln. «Vielleicht ist es der Misoxer Wolf», sagte Jenny. Dieser Wolf sei im Bündner Südtal zuletzt vor zwei Monaten nachgewiesen worden. Das Tier könne aber auch aus dem Averstal stammen.
«Und man kann nicht ausschliessen, dass es sich um einen umtriebigen Calanda-Wolf handelt», erklärte der Wildbiologe. Aus dem aktuell rund zehnköpfigen Calanda-Rudel würden immer wieder männliche Jungtiere «ausstrahlen» bis in entfernte Regionen.