Wolfgang Herrndorfs Blog, in dem der krebskranke Autor über sein Leben schrieb, soll als Buch veröffentlicht werden. Dies sei auch der Wunsch des Schriftstellers gewesen, teilte der Rowohlt Verlag am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mit.
«Es erscheint bei uns», hiess es beim Verlag. Ein Termin stehe noch nicht fest. In dem Internet-Tagebuch «Arbeit und Struktur» erzählte Herrndorf von seinem Leben mit dem Tod, was viele Leser sehr bewegte. Der Schriftsteller starb am Montag im Alter von 48 Jahren in Berlin.
Sein bekanntestes Buch ist die Ausreisser-Geschichte «Tschick», die sich 1,2 Millionen Mal verkaufte und auch erfolgreich als Theaterfassung gezeigt wird. Ob und wie sie verfilmt wird, steht nach Angaben des Verlages nicht fest.
Das Internet-Tagebuch beginnt am 8. März 2010, nach einer Einlieferung in die Psychiatrie, und endet am 20. August 2013. Es ist ein ebenso erschütterndes wie bitter-komisches Dokument von Wut und Verzweiflung, Angst und Überlebenskampf.
Die Frage «Warum ich?», die sich angeblich viele Krebskranke stellten, sei ihm noch nicht gekommen, schreibt Herrndorf im Januar 2011. «Warum denn nicht ich? Willkommen in der biochemischen Lotterie.»
Ein Eintrag einige Wochen vor seinem Tod lautet: «Am liebsten das Grab in dem kleinen Friedhof im Grunewald, wo auch Nico liegt. Und, wenn es nicht vermessen ist, vielleicht ein ganz kleines aus zwei T-Schienen stümperhaft zusammengeschweisstes Metallkreuz mit Blick aufs Wasser, dort, wo ich starb.»
Am Ufer erschossen
Mit «Nico» meinte Herrndorf möglicherweise die Sängerin von Velvet Underground, die auf besagtem Friedhof begraben ist. Am «Schluss» des Blogs steht: «Wolfgang Herrndorf hat sich am Montag, den 26. August 2013 gegen 23.15 Uhr am Ufer des Hohenzollernkanals erschossen.»
Ähnliches hatte seine Kollegin und Weggefährtin Kathrin Passig zuvor bei Twitter veröffentlicht. Sie hatte erklärt, Herrndorf sei nicht an Krebs gestorben.