Wolfsburg hofft auf ruhigere Zeiten

Der VfL Wolfsburg bemüht sich in der Ära nach Klaus Allofs und Dieter Hecking, ein paar Gänge runter zu schalten. Alles soll ein bisschen kleiner werden. Das Trainingslager in La Manga passt ins Bild.

Der VfL Wolfsburg und Valérien Ismaël hoffen auf ruhigere Zeiten (Bild: sda)

Der VfL Wolfsburg bemüht sich in der Ära nach Klaus Allofs und Dieter Hecking, ein paar Gänge runter zu schalten. Alles soll ein bisschen kleiner werden. Das Trainingslager in La Manga passt ins Bild.

La Manga del Mar Menor statt Tampa. Spanische Provinz statt Grossstadt-Flair in Florida. Das, was Trainer Valérien Ismaël aus reinem Pragmatismus vor knapp zwei Wochen entschieden hat, ist bezeichnend für die neue Bescheidenheit beim VfL Wolfsburg mit den beiden Schweizern Diego Benaglio und Ricardo Rodriguez.

«Florida wäre alleine wegen des Fluges zu lang gewesen. Dazu die Zeitverschiebung. Wir hätten auf dem Weg zu den Trainingseinheiten zwei Stunden am Tag im Bus gesessen», begründete Wolfsburgs Trainer Ismaël, warum der Tabellen-13. der Bundesliga sich derzeit in Südspanien auf die zweite Saisonhälfte vorbereitet: «Hier ist alles optimal. Die Wege sind kürzer.»

Und alles ist beschaulicher. Der Plan, die Vorbereitung in Florida zu absolvieren, war noch von Ismaëls Vorgänger Dieter Hecking und Geschäftsführer Klaus Allofs ausgeheckt worden. Beides Protagonisten des «alten» VfL, bei dem es dank Eigentümer Volkswagen immer grösser und teurer sein durfte. Hecking arbeitet inzwischen beim Ligakonkurrenten Borussia Mönchengladbach und auch Allofs ist nicht mehr im Amt.

Der Verkauf des deutschen Internationalen Julian Draxler, dem grössten Problemfall im Wolfsburger Kader im Jahr 2016, für mindestens 42 Millionen Euro wurde noch im alten Jahr unter Hochdruck vollzogen. Nun soll alles ruhiger werden, Neuverpflichtungen in dieser Grössenordnung wird es vorerst nicht geben. Der Niederländer Riechedly Bazoer kam für rund zwölf Millionen Euro von Ajax Amsterdam. Einen Ersatz für Draxler hat der VfL auch bereits im Visier: Paul-Georges Ntep von Stade Rennes, der rund fünf Millionen Euro kosten soll.

Es ist wohl eher die Grössenordnung, an die sich das VfL-Umfeld gewöhnen muss, nachdem die VW-Spitze im vergangenen Jahr einen «Kurswechsel» gefordert hatte. In Zeiten der Krise beim durch den Diesel-Skandal angeschlagenen Mutterkonzern sind die bisherigen Summen beim VfL auch angesichts des nur noch überschaubaren sportlichen Erfolgs kaum mehr vermittelbar. Dabei stehen durchaus noch personelle Veränderungen an. Bei möglichen Abgängen wird immer wieder auch der Schweizer Internationale Ricardo Rodriguez genannt.

Zur Sehnsucht nach Ruhe gehört auch das offizielle Ende der Suche nach einem neuen Geschäftsführer Sport. Olaf Rebbe, der ehemalige Assistent von Allofs, soll weiterhin die Chance haben, sich zu bewähren. Dessen erste Massnahmen im VW-Sinne – der Verkauf von Problemfall Draxler und Vertragsverlängerungen von jungen Wolfsburger Talenten – stiessen auf Wohlwollen beim Mutterkonzern.

Für Ruhe sorgen letztlich vor allem aber auch positive Ergebnisse. Ismaël sollte mit seinem Team auch in den ersten Pflichtspielen gegen Hamburg und Augsburg Erfolg haben wie bei den beiden Siegen vor der Winterpause gegen Frankfurt und in Gladbach, die ihn letztendlich im Amt hielten. Sonst ist es mit der Ruhe beim VfL schnell wieder vorbei.

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