Kurz vor Facebooks Börsengang zerrt der kriselnde Internet-Pionier Yahoo das soziale Netzwerk vor Gericht und weitet damit den Patentkrieg in der Technologiebranche aus. Es ist die erste grosse Auseinandersetzung um Urheberrechte bei sozialen Netzwerken.
Zuvor überzogen sich fast ausschliesslich Technologiekonzerne wie Apple, Google, Microsoft, Samsung oder Motorola Mobility mit Klagen auf dem hart umkämpften Smartphone- und Tablet-Markt.
Yahoo wirft Facebook vor, gegen zehn Patente zu verstossen. Dabei gehe es etwa um Möglichkeiten für Nutzer, eigene persönliche Profile anzulegen oder sich online mit Freunden zu verbinden.
Aber auch Technologien zum Kommentieren von Internet-Inhalten, zum Versand von Nachrichten, zum Datenschutz, der Anzeige von Online-Werbung oder zur Erzeugung von persönlichen Übersichten mit Neuigkeiten für Nutzer habe Facebook übernommen. Facebooks „gesamtes Modell als soziales Netzwerk“ baue auf Technologie von Yahoo auf, erklärte das Unternehmen.
Die Klage wurde am Montagabend beim Bundesgericht im kalifornischen San Jose eingereicht. „Leider konnten wir den Fall mit Facebook nicht klären und deswegen sind wir gezwungen, vor dem Bundesgericht auf Schadenersatz zu klagen“, teilte der Konzern mit.
Auf Talfahrt
Yahoo kämpft seit geraumer Zeit darum, seine Talfahrt zu stoppen. Seit Jahren schrumpfen die Umsätze, während Wettbewerber wie Google und Facebook davonziehen. Carol Bartz, die Ebay gross machte, wurde als Konzernchefin entlassen.
Nun versucht der frühere PayPal-Präsident Scott Thompson, Yahoo wieder auf Kurs zu bringen. Bereits im Februar hatte der Konzern von Facebook Lizenzgebühren verlangt. Andere Unternehmen hätten dies längst akzeptiert.
Facebook reagierte zurückhaltend. „Wir sind enttäuscht, dass Yahoo – ein langjähriger Geschäftspartner von Facebook und ein Unternehmen, dass nachhaltig von der Zusammenarbeit mit Facebook profitiert hat – die Justiz in Anspruch nimmt“, sagte Facebook-Sprecher Jonathan Thaw.
Sein Konzern, der bei dem Börsengang mit bis zu 100 Milliarden Dollar bewertet werden könnte, habe aus den Medien von der Klage erfahren. Facebook werde sich „energisch“ gegen dieses „verwirrende“ Vorgehen wehren.