Unter dem Druck der Aktionäre verzichtet der US-Internetkonzern Yahoo auf den Verkauf seiner Beteiligung an dem chinesischen Online-Riesen Alibaba und lagert stattdessen sein kriselndes Kerngeschäft in ein neues Unternehmen aus.
Die am Mittwoch verkündete Abspaltung des Yahoo-Kerns mit Suchmaschine und Online-Werbegeschäft ist ein Rückschlag für Konzernchefin Marissa Mayer, die eigentlich die milliardenschwere Alibaba-Beteiligung abstossen und den Erlös an die Aktionäre ausschütten wollte.
Yahoo-Finanzvorstand Kenneth Goldman begründete die Entscheidung mit dem steuerlichen Risiko bei einem Verkauf der Alibaba-Anteile. Einflussreiche Aktionäre hatten die ursprüngliche Strategie der Konzernführung angezweifelt, weil die US-Steuerbehörde IRS keine Steuerfreiheit für den Deal garantieren wollte. Die Klärung der Steuerfrage hätte «Jahre» in Anspruch genommen, sagte Goldman.
Lukrative Alibaba-Beteiligung
Durch die Aufspaltung sollen nun zwei börsennotierte Unternehmen entstehen. Yahoo ist derzeit mehr als 32 Milliarden Dollar wert – allerdings nur wegen der höchst lukrativen Beteiligung an Alibaba. Der Internetkonzern war 2005 bei dem chinesischen Onlinehändler mit einem Anteil von 40 Prozent eingestiegen und hält inzwischen noch etwa 15 Prozent mit einem Wert von 30 Milliarden Dollar.
Was mit dem Kerngeschäft des einstigen Internetpioniers geschehen soll, war unklar. Die Alt-Aktionäre werden den Plänen zufolge Anteile an dem neuen Unternehmen erhalten, das künftig alle Yahoo-Aktivitäten mit Ausnahme der Alibaba-Beteiligung beherbergen soll.
Branchenkenner glauben, dass Yahoo seine Angebote im Suchmaschinen- und E-Mail-Geschäft und bei digitalen Inhalten deutlich verkleinern muss. Auch über einen Verkauf des Yahoo-Kerns wird spekuliert. Der Präsident des Yahoo-Verwaltungsrats, Maynard Webb, machte am Mittwoch deutlich, dass das Gremium dazu «keine Entscheidung» getroffen habe.
Konzernchefin Mayer unter Druck
Im Finanznachrichtensender CNBC sagte Webb, dass Mayer weiter das volle Vertrauen des Verwaltungsrats habe. «Ich habe nie jemanden getroffen, der härter arbeitet, klüger ist und sich mehr kümmert», sagte er. «Wir wollen ihr helfen, dieses grossartige Unternehmen zurück an den Platz zu führen, wo es hingehört.»
Mayer war im Sommer 2012 zu Yahoo gekommen, um den strauchelnden Internetkonzern wieder auf Vordermann zu bringen. Der Konzernchefin gelang es aber nicht, den Rückstand zum Rivalen Google aufzuholen.
In einer Telefonkonferenz mit Journalisten sagte Mayer, die Aufspaltung des Unternehmens schaffe «grössere Transparenz, um sicherzustellen, dass die Yahoo-Geschäfte akkurat bewertet sind». Anfang kommenden Jahres werde sie einen neuen Plan zu Neuausrichtung des Kerngeschäfts vorstellen. «Ich bin weiterhin überzeugt, dass Yahoo auf dem richtigen Weg ist», sagte Mayer.