Die Young Boys empfangen heute in der Europa League den FC Liverpool. Die „Reds“ werden im Stade de Suisse allerdings mit ihrer eigenen Variante der „Young Boys“ auflaufen.
Die Vorfreude in Bern ist gross, bis gestern Mittag wurden 29’000 Tickets im Vorverkauf abgesetzt. Bei YB hofft man, dass 31’120 Fans für das Prädikat „ausverkauft“ sorgen werden. Eine grössere Kulisse zogen die Berner nur einmal an: 1959 wohnten dem Meistercup-Halbfinal gegen Stade Reims im Wankdorf sogar 63’000 Fans bei. Christoph Spycher freut sich enorm: „Für diese Spiele arbeitet man jeden Tag.“
Dass sich YB vor einem englischen Team nicht verstecken muss, beweist ein Blick in die jüngere Vergangenheit. Im August 2010 setzte sich YB in der Champions-League-Qualifikation gegen Tottenham 3:2 durch, nachdem man die Londoner in der ersten Halbzeit regelrecht an die Wand gespielt hatte. Lulic, Bienvenu und Hochstrasser sorgten damals bis in der 28. Minute für einen YB-Rausch und eine 3:0-Führung. „An jene erste Halbzeit können wir uns gerne erinnern“, so Goalie Marco Wölfli, „wir dürfen Respekt haben, aber nicht zu viel. Wir spielen zu Hause und wollen unser System durchziehen.“
Für Liverpool kommt die heutige Partie zu einem schlechten Zeitpunkt. Nach einem enttäuschenden Meisterschaftsstart mit nur zwei Punkten aus vier Partien steht am Sonntag ein ganz heisser Tanz an: Erzrivale Manchester United gastiert an der Anfield Road und die Liverpooler müssen unbedingt gewinnen, um sich aus der Schieflage zu befreien.
Der neue Trainer Brendan Rodgers hat sich deshalb für heute zu einer „Frischzellenkur“ entschieden. Seine Stars wie Steven Gerrard, Luis Suarez, Glen Johnson, Martin Skrtel, Joe Allen, Martin Kelly oder Daniel Agger haben die Reise nach Bern ebenso nicht mitgemacht wie der zuletzt kritisierte Goalie Pepe Reina, für den Brad Jones zwischen den Pfosten stehen wird.
Liverpool spielt heute quasi mit der britischen Version der „Young Boys“. Es ist nicht damit zu rechnen, dass mit Ausnahme des türkischen Mittelfeldspielers Nuri Sahin am Sonntag auch nur ein Akteur aus der heutigen Formation in der Startaufstellung stehen wird. Für Rueda kam diese Erkenntnis ein wenig überraschend, noch an der Medienkonferenz am Mittag hatte er gesagt, er rechne nicht damit, dass Liverpool viele Spieler schonen werde.
Schlagkräftig dürfte der LFC dennoch sein. Besonders gespant sein darf man auf das Debüt des Marokkaners Oussama Assaidi, der unlängst von Heerenveen verpflichtet wurde sowie auf Samed Yesil. Der 18-jährige Deutsche wurde im Sommer zu einem „Schnäppchenpreis“ von einer Million Euro von Bayer Leverkusen verpflichtet und dürfte nun heute erstmals auf höchster Ebene getestet werden, tendenziell aber nicht von Anfang an.