Für YB ist die Europacup-Saison zu Ende, bevor die UEFA die Millionen ausschüttet. Die Berner blieben im Rückspiel des Europa-League-Playoff in Baku gegen Karabach Agdam in Unterzahl chancenlos (0:3).
Die Hypothek mit dem 0:1 aus dem Hinspiel war gross genug. Im Tofik-Bachramow-Stadion von Baku, wo einst das Schweizer Nationalteam gegen Aserbaidschan eine seiner bittersten Niederlagen erlebt hatte, war zum Weiterkommen ein Sieg gefordert. Stattdessen traf für die Young Boys der Worst Case ein. Nach weniger als 180 Sekunden spielten sie nur noch zu zehnt. Die Intervention von Steve von Bergen im Strafraum gegen Reynaldo wurde etwas gar hart als Notbremse taxiert. Die Folge davon waren ein Penalty und die rote Karte gegen den YB-Captain. Richard, im Hinspiel vor acht Tagen Karabachs Sieg-Torschütze, traf souverän.
Ab diesem Moment rannte YB nicht nur dem Rückstand, sondern auch ständig dem Ball hinterher. Karabach variierte das Tempo geschickt, nutzte den entstandenen Freiraum aus und spielte den Gegner aus der Super League immer und immer wieder aus. Entweder geschah das mit langen Pässen zwischen oder hinter die Innenverteidigung – diese bildeten Milan Vilotic und nach von Bergens Platzverweis Denis Zakaria – oder über die Flügel.
Ein Angriff über aussen nahm den Young Boys zwei Minuten vor der Pause jegliche Hoffnung auf die Kehrtwende. Mit dem achten Schuss auf sein Tor musste sich Yvon Mvogo nach zwei sensationellen Paraden davor zum zweiten Mal bezwingen lassen. Die Entstehung des 2:0 für Karabach war irgendwie sinnbildlich für den höchst unglücklichen Auftritt der Berner. Scott Sutters Versuch zu klären wurde zur idealen Vorlage für Reynaldo, der vierte Abschlussversuch des Brasilianers führte zur Entscheidung. Die eindeutige Statistik (9:0 Torschüsse allein bis zur 45. Minute) zeigte gleichzeitig auf, wie überlegen Karabach war.
Letztlich, und das ist für YB das bitterste an der längsten Europacup-Auswärtsreise der Vereinsgeschichte, ging es allein noch um Schadensbegrenzung. Aber selbst das misslang. Afran Ismajlow erhöhte im Lärm der 30’000 euphorisierten Zuschauer nach 61 Minuten auf 3:0, ohne dass die Young Boys davor auch nur annähernd eine Chance auf den Anschlusstreffer gehabt hätten. Die erste und zugleich einzige Möglichkeit hatte Milan Vilotic in der 65., bezeichnenderweise nach einem Eckball.
Nach den drei Teilnahmen an der Gruppenphase von 2010, 2012 und 2014 sind die Young Boys also zum Zuschauen verurteilt, wenn die zweite Garde der europäischen Topteams ab Mitte September die beiden Finalisten für Basel zu ermitteln beginnt. Das ist darum umso bitterer, weil der Gegner, der zum zweiten Mal in Folge weiterkam, kein übermächtiger war.
Das Out stellt die Verantwortlichen vor weitere Probleme. Nach den Ausgaben für die kostspieligen Neuzuzüge Sulejmani und Benito wären die rund fünf Millionen Franken Einnahmen aus den drei Gruppenspielen höchst willkommen gewesen. Weitere Fragen, die sich nun stellen: Wie geht es in Sachen Trainersuche weiter? Welchen Einfluss hat dieses Ausscheiden aus dem internationalen Wettbewerb darauf und auf die nächsten Aufgaben in der Meisterschaft? Zur Verteidigung von Harald Gämperle ist zu sagen, dass das Konzept des Interimscoachs nach dem frühen Platzverweis gar nicht aufgehen konnte.
Karabach Agdam – Young Boys 3:0 (2:0)
30’000 Zuschauer (in Baku). – SR Mazeika (Lit). – Tore: 3. Richard (Foulpenalty/von Bergen) 1:0. 43. Reynaldo 2:0. 61. Ismajlow (Richard) 3:0.
Karabach Agdam: Sehic; Gurbanow, Gusejnow, Sadigow, Agolli; Garajew (85. Mustafajew), Richard; Ismajlow (71. Poepon), Dani Quintana, Tagijew (78. Dinjew); Reynaldo.
Young Boys: Mvogo; Hadergjonaj, Vilotic, von Bergen, Sutter; Bertone, Zakaria; Gonzalez, Kubo (80. Gajic), Sulejmani (65. Nuzzolo); Hoarau (54. Afum).
Bemerkungen: YB ohne Benito, Gerndt, Sanogo, Seferi (verletzt) und Steffen (rekonvaleszent). 3. Rote Karte gegen Von Bergen (Notbremse). 23. Tor von Dani Quintana wegen Abseits aberkannt. Verwarnungen: 15. Gonzalez (Foul). 51. Bertone (Foul) und Richard (Unsportlichkeit). 87. Hadergjonaj (Foul).